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gerade, sondern meist krumm und unregelmäßig und verstricken sich oft zu einem kaum zu ergründenden Labyrinth. Freie Plätze sind in Charthum selten und haben, wo sie sich finden, gewöhnlich keinen Zweck.
Von der Straße auS sieht man von den Häusern bloß die Thüren; alles Nebrige ist hinter hohen Lchmmauern versteckt. Hiervon machen wenige Gebäude insofern eine Ausnahme, als auch einige Fensteröffnungen nach der Straße herausgehen, selbstverständlich nur die des Hausherrn.
Charthum zeigt in seiner heutigen Gestalt noch deutlich den Gang seiner Entstehung. Anfangs stand es jedem Baulustigen vollkommen frei, sich einen Bauplatz auszusuchen, wie er ihn wünschte. Diesen benutzte er ganz nach seinem Gutdünken. Man findet deshalb mitten in der Hauptstadt noch große Gärten und sieht nirgends die Anzeichen eines, von Anfange an befolgten, regelmäßigen Bauplanes.
Die Häuser Charthum's sind durchgehends einstöckig, mit plattem Dache. Jede größere Wohnung bildet ein für sich abgeschlossenes Ganze, zumal wenn sie einem Türken, Kopten oder reichen Araber gehört. Sie enthält gewöhnlich zwei von einander getrennte Theile: die Behausungen des männlichen und die des weiblichen Personals einer Familie oder, wie man in Egypten sagt, den Diwahn und den Harehm. Die Häuser der Vornehmen sind höher und größer als die der Armen und gemeinen Leute, haben eine ziemlich große Zahl von sogenannten Zimmern, besitzen Ställe, Remisen und dergleichen andere Räume, unterscheiden sich aber in der Bauart von diesen wenig oder nicht. Das Material ist zu allen dasselbe; es besteht aus sogenannten Luftsteinen, d. h. zu viereckigen Stücken geformtem Lehm, aus welchem die Mauern errichtet werden, Mimosenbalken, dünnen Stäben und Strohmatten zum Bau des Daches und Rohrstäben oder Brettern zu Thüren und Fenstern, falls diese überhaupt vorhanden sind.
Der Bau einer Tankhit (im Plural Tsnäkha), wie die aus Erde errichteten Wohnhäuser im Sudahn genannt werden, geht sehr rasch von Statten. Man gräbt und formt die nothwendige,