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ist die belebende Sonne dein Menschen ebenso gefährlich, als der harmlose Mond, der Tag ebenso schädlich, als die Nacht. Wahrend der letzteren sinkt die zuweilen sehr hohe Temperatur oft um mehrere Grade und zwar so plötzlich, daß sich der im Schweiß gebadete Schläfer, ehe er erwacht, bereits eine lebensgefährliche Erkältung zugezogen haben kann. Deshalb schläft der Sudahnese und in Charthum eingebürgerte Europäer stets unter einer ziemlich dichten, wollenen Decke und hüllt sich mit dieser auch das Haupt ein. Inwiefern der Mond dem Menschen schädlich werden kann, habe ich nie einsehen lernen; daß es aber geschieht, unterliegt gar keinem Zweifel. Die Eingeborncn fürchten den „guten Mond" weit mehr, als die gluthstrahlendc Sonne.
Ungleich gefährlicher als die Wechselficber sind die den Europäern unter dem Namen „perniciöse oder Sennahrfiebcr" bekannten Krankheiten. Bis jetzt sind sie noch so wenig untersucht worden, daß selbst die bessern Aerzte Ost-Sudahn's nichts Bestimmtes darüber mitzutheilen im Stande sind. Heftiger Kopfschmerz und trockne, glühende Haut gehen dem Delirium und ruhrartigem Erbrechen voraus, fürchterliche Krämpfe enden oft schon am dritten Tage der Krankheit das Leben. Die perniciösen Fieber treten gegen das Ende der Regenzeit auf, nehmen zuweilen den Charakter einer Seuche an und dezimiren die Bevölkerung eines von ihnen ergriffenen Orts. Ihre lebcnszcrstörende Wirkung soll sich vorzugsweise in den Verdauungsorganen aussprechcn. Gewöhnlich ist ärztliche Hülfe vergebens; die sicherste Anzeige des tödtlichen Ausgangs der Krankheit ist nach Dr. Penney's Beobachtungen das Anschwellen der Hals- oder Achseldrüsen. Man schreibt ihr Entstehen den schädlichen Ausdünstungen des durch die Sonne Central- Afrika's monatelang durchglühten und Plötzlich stark befeuchteten Erdbodens zu, ob mit Recht oder Unrecht, wage ich nicht zu entscheiden.
Außer den genannten Krankheiten kommt, wenn auch sehr selten, die Cholera im Sudahn vor. Die Sudahnesen und Araber nennen sie „Häuä «l äsfLr", d. h. die gelbe Luft, und fürchten sie ungcmein. Die Dissenterie tritt nicht so häufig, als in