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jours sont conckrunno8 etc." Man schweigt, man ist begeistert, ob von dem Liede, ob von dem Branntwein, — gleichviel!
Dann wird große Oper gehalten, d. h. Jeder singt, was er gerade weiß. Die Kritik verstummt; der Sänger braucht nicht Künstler zu sein, er soll nur singen. Die Barkarole aus der Stummen wurde von dem vereinigten Männerchore mit Gnitarrenbc- glcitung in drei Sprachen zugleich vorgetragen; es ist die Frage, ob sie auf der ersten Bühne Europa'S eine größere Begeisterung erweckt hat, als es in Charthum stets der Fall war, wenn wir sie sangen in einer jener tropischen, schönen Nächte.
Diesen Abenduntcrhaltungen habe ich immer sehr gern beigewohnt. Der Ernst des Lebens tritt dem Wanderer im Innern Afrika's auf seinen beschwerlichen Reisen so streng entgegen, daß es der Poesie bedarf, um dem durch Entbehrungen aller Art, durch Krankheit und Allcinstehcn niedergedrückten Geist eine Spannkraft zu verleihen, welche alles das Schwere und Ungewohnte ertragen helfen muß. Es ist ein eigenes Gefühl, so entfernt zu stehen aller heimischen Sitte und Gewohnheit, es ist eine schwere Aufgabe, den traulichen Klang der heimathlichen Sprache zu entbehren, allen heimischen Genüssen des Geistes und Körpers zu entsagen. Und wenn dann eine vaterländische Melodie ertönt, sie hallt wohlthuend im Innern wieder. Wie manchmal, wenn der Reisende sein Lager in der Wüste aufschlägt, wenn jene Ruhe, jene feierliche, dem Geist zu den mannigfaltigsten Gedanken unbegrenzten Spielraum lassende Stille eintritt, wie manchmal entschlüpfen dann den Lippen heimathliche Lieder! Und die Phantasie, die freundliche, geschäftige ist dann bemüht, dem durch die von ihm selbst gesungenen Lieder Beruhigten und Erquickten auch der Lieder Bilder aufzurollen. Wenn ich so ganz allein, mit einem Gefährten deutsche Min- nelieder sang, dann trat das Bild der Minne vor uns hin, das liebliche, bezaubernde Bild, an dem das geistige Auge mit stillem Genusse haftete. Mochte es auch verbleichen vor dem grellen Lichte der Wirklichkeit, uns blieb die Befriedigung, es hervorgerufen zu haben.
Erst in der Ferne, in der weiten Fremde würdigt man die