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Erster Theil
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sitze an der Grenze der von den Türken unterjochten Länder am Häufigsten gefangen und zu Sklaven gemacht werden; sie sind die ^ unbrauchbarsten und boshaftesten Diener ihrer sie unterdrückt haben­

den Herrn.

Dennoch darf man sie nicht als Wilde betrachten. Sie treiben Ackerbau und Viehzucht, wohnen in zusammenhängenden Dörfern, verstehen das Eisen zu schmelzen und zu schmieden, sind geschickt, Thon zu formen und zu brennen, und verfertigen nicht ganz kunst­los gearbeitete Waffen, Kleidungsstücke und Geräthschasten, werden hierin aber von den weiter südlich hausenden, riesengroßen Nuöhr übertreffen. Die von ihnen angebauten Getraidearten sind Durrah und Dochen; ihre Heerden bestehen aus Rindern, den schon er­wähnten kleinen Ziegen und haaretragenden Schafen; ihre Hütten sind sorgfältig gearbeitete Tokhahl, ihre Waffen die Lanze, der Bo­gen, der Schild und die Keule.

Die Lanzen der Schilluk und Dinkha sind anderthalb Fuß i lange, an einem schwachen, oft mit Eidechsen- und Schlangenhaut

? oder dünnen Eisenbändern umwickelten, biegsamen und elastischen

Bambusrohre befestigte Eisen von der Form langgestreckter Radir- messer. Sie gebrauchen dieselben als Wurf- oder Stoßwaffe im Krieg: oder Zweikampse und sind eben so geschickt, die Lanze zu werfen, als sie mit einem kleinen Schilde aufzufangen. Ein in Charthum als Sklave lebender Dinkha erlaubte mir, aus einer Entfer­nung von nur fünfzehn Schritten eine sehr scharfe und spitzige Lanze nach ihm zu schleudern und fing sie regelmäßig mit einem nur einen Fuß im Durchmesser haltenden Schilde auf. Die zweite mehr für den Zwcikampf berechnete Art der Lanzen ist eine vierseitige, sehr all- mählig sich zuspitzende Pyramide von Eisen, welche an den in der Diagonale sich gegenüberliegenden Ecken mit fürchterlichen Wider­haken besetzt ist.

Ihre Bogen und Pfeile sind ganz vortrefflich gearbeitet. Der . Bogen ist ein ziemlich starkes, an beiden Seiten schwächer werden-

l des, mit schmalen Bändern biegsamen Eisens umwickeltes, kaum zu

! biegendes Bambusrohr, mit einer Sehne aus Darmsaiten. Die

Pfeile sind glatte, schwache Rohrstäbe mit Eisenspitzen, welche oft

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