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luken am Nächsten. Wie dieser erwirbt er sich durch sein Betragen oft die Liebe eines milden Herrn und mit dieser seine Freiheit.
Das abyssinische Mädchen wird höher geschätzt, als der männliche Sklave und verdient es, sei es wegen seiner Schönheit oder bekannten treuen Anhänglichkeit an seinen, nur zu oft grausamen Herrn. Seine Schönheit macht es gewöhnlich zur Conkubine seines Besitzers. Nach türkischem Gesetz ist jede Sklavin frei, wenn sie ihrem Gebieter ein Kind geboren hat; dasselbe hat sogar alle Rechte des von der Frau „vor dem Gesetze" stammenden. Deßhalb findet man in türkischen Häusern die Abyssinierin oft frei, oft selbst als Gebieterin des Hauses. Mancher Europäer lebt mit einer Abyssinierin in glücklicher Ehe.
Nach Diesem hätte der Abyssinicr in der Sklaverei ein erträgliches Loos. Aber dem ist nicht so. Er dient leider oft genug dem Türken in der niedrigsten Sphäre, in welcher überhaupt ein Mensch dem andern dienen kann — als Eunuch. Als solcher gleicht er weniger dem Menschen, sondern eher einem scheußlichen Dämon. Es kann nichts Häßlicheres geben, als einen dieser Unglücklichen im späteren Alter. Schon die Kleidung unterscheidet den „Arha" (wie der Araber den Verschnittenen nennt) von anderen Menschen. Das Gesicht hat etwas Abschreckendes. Fette, aufgedunsene, glänzende und bartlose Wangen; breite, dicke und schwülstige Lippen und wahrhaft teuflisch leuchtende Augen treten dem Beobachter unheimlich entgegen. Von Gesichtszügen ist eigentlich Nichts wahrzunehmen; der ganze Kopf ist eine schwammige, von einem riesigen Turban beschattete Fettmasse.
Der Charakter des Verschnittenen entspricht seinem Acnßercn. Es ist, als ob er sich an der Menschheit wegen des ihm angethanen Verbrechens rächen wolle. Er ist herrisch, tückisch, falsch und rachsüchtig und behandelt die unter seiner Obhut stehenden Frauen eines Harchm mit ausgesuchter Grausamkeit. Wegen seiner Un- entbchrlichkcit im türkischen Hauswesen steht er über dem übrigen Hausgesinde und tyrannisirt dieses auf mannigfaltige Weise. In den Straßen einer größeren Stadt sieht man den Eunuchen mit erhobenem Stock durch das dichteste Menschengcdränge sich Bahn