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Erster Theil
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258
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roth mit dem Blute desselben und verursachen durch ihren Stich schmerzhafte, unausstehlich juckende Beulen.

Den Tag über in steter Bewegung und Aufregung, die Nacht hindurch der nöthigen Ruhe entbehrend, jeder Erquickung nachge­drungen entsagend, ist der weiße Mann nicht fähig, dem in dem höllischen Lande sich seiner unfehlbar bemächtigenden Fieber zu wi­derstehen. Das Wasser, welches er genießen muß, ist aus den Sümpfen des Waldes oder aus dem langsam dahinschleichcnden Flusse geschöpft; sein Brot ist die unverdauliche Kisra, seine Speise die Lukhmc; nur selten erhält er Fleisch, denn die Neger haben ihre Heerden geborgen. Die giftigen Miasmen der Sümpfe, die Ausdünstungen der Wälder werden ihm gleich gefährlich. Das perniciöse Fieber ergreift ihn. Der Sonne Central-Afrikas preis­gegeben, liegt er krank auf bloßer Erde. Glühende Strahlen sendet das leuchtende Gestirn des Tages herab, der Kranke friert wie bei eisiger Kälte; seine Zähne schlagen klappernd zusammen, die Glie­der zittern vor grimmigem Frost. Und nun kommt die Hitze des Fiebers über den Obdachlosen. Dieselbe Sonne, die ihn nicht zu erwärmen vermochte, wird ihm zur unerträglichen Qual.

Bruder, mein Bruder, nur einen Tropfen Wasser!" fleht er mit matter Stimme. Man reicht es ihm, er schlürft es mit Be­gierde, und bricht es unter erhöhten Schmerzen wieder von sich. Bald endet Bewußtlosigkeit, Delirium sein Leiden. Heftige Konvulsionen erschüttern das morsche Gebäu deS Körpers, die Ach­sel- und Halsdrüsen schwellen an; ein Schrei da liegt die Leiche!

In den übrigen Soldaten erwacht der Muth der Verzweiflung. Sie verlangen stürmisch, gegen den Feind geführt zu werden; sie fluchen ihm und, alle mahammedanische Resignation vergessend, ih­rem fürchterlichen Loose. Mehr Leute, als die Neger morden, würgt die tückische Seuche; über ein Dritthcil der Mannschaft fault aus dem Lagerplatze. Der Krieger entgeht nur der einen Todesart, wenn er sich der andern entgegenstürzt; er braucht den Giftpfeil, die Lanze und den Streitkolbcn sichtbarer Feinde nicht zu fürchten, wenn ihn unsichtbare bedrohen. Mit seinem Bayonnett, mit dem Jata-