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Marter» für die Besiegten aussinnen und an ihnen ausüben. Nun werden die Gefangenen gemustert und alle Unbrauchbaren niedergemacht. Nachdem der Sieger auch so viel Vieh, als er finden konnte, zusammengetrieben hat, tritt er den Rückzug an. Von Soldaten eingeschlossen, bewegt sich der Zug der Gefangenen, mehr gestoßen und gepeinigt, als eine Hecrde Vieh. Der Kommandi- rende ruft Halt. Alles wendet die Blicke nach dem brennenden Dorfe. Ob dort ein Schwervcrwundeter erst in den Flammen seinen Tod findet; ob dort ein gemartertes Weib mit den Zahnen in die Erde beißt, um ihre Schmerzen zu betäuben, ob sie, unfähig zum Gehen, die vernichtende Feuersbrunst näher und näher kommen sieht und sich bei ihr die Todesangst zum Todeskampfe gesellt; ob inmitten einer vom Feuer ergriffenen Hütte ein verlassenes Kind um Hülfe schreit — den Sieger kümmert das wenig. So geht es mit noch mehreren Dörfern, bis man Sklaven genug hat oder dem Klima und dem immer und immer die Soldaten umschleichenden Feinde nicht mehr widerstehen kann. Sengend und brennend, mordend und plündernd ziehen die Soldaten nach Charthum zurück.
Der Zug geht langsam. Die schmerzgcpcinigten Männer, welche noch Wunden vom Schlachtfelde her tragen, deren Hälse die Scheba wund reibt, die armen, halb verdurstenden und verhungernden Weiber, die schwachen Kinder sind nicht im Stande, schnell zu gehen.
Ich habe einen Transport Dinkha-Neger in Charthum ankommen sehen. Der Anblick war schauderhaft. Keine Feder kann ihn beschreiben, keine Worte drücken ihn aus. Mir hat er wochenlang wie ein Bild des Schreckens vor der Seele gestanden.
Es war am zwölften Januar 18 L 8 . Vor dem Re- Licrungsgebäudc in Charthum saßen über sechzig Männer und Weiber im Kreise auf der Erde. Alle Männer waren gefesselt, die Weiber frei. Kinder krochen auf allen Vieren zwischen ihnen herum. Die Unglücklichen lagen ohne den geringsten Schutz in der glühenden Sonne, mit stieren, todten und dennoch unendlich traurigen Blicken auf der Erde, ohne zu klagen, ohne zu wimmern. Eiter