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Erster Theil
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und Blut floß aus den Wunden der Männer hervor, kein Wund­arzt bekümmerte sich um sie. Sie hatten nichts als heiße Erde, um das herabträufclnde Blut zu stillen; ihre Nahrung bestand aus rohen Durrahkörnern, demselben Futter, das die Kamele fressen. Unwillkürlich suchte sich der Blick des Beschauers aus dem Entsetz­lichen das Entsetzlichste heraus. Dort jene Mutter mit ihrem Säug­linge war es, jene kranke Mutter mit jenem verschmachtenden Säug­linge! Mit Thränen in den Augen sah sie das Kind auf allen Vieren zu sich hcrangekrochen kommen. Das Kind verlangte die Muttcrbrust. Aber diese labte nicht mehr. Die Haut lag bei Bei­den in großen Falten auf dem Knochengerippe. Ich sah im Geiste den Todesengcl über Beiden schweben, ich glaubte das Rauschen seiner Flügel zu hören und habe Gott gebeten, ihn bald, recht bald zu senden.

Ein Egyptcr, der Tschausch oder Unteroffizier der die Wache haltenden Soldaten, trat zu uns.Siehst du, Herr, Allah war unserm Zuge günstig, wir waren glücklich. Fünf Dörfer haben wir erobert, mehr als fünfhundert Heiden gctödtct. ^.Ii ja kelalrl), all ja malalii, ja urkkrm *)! Wartet, ich will euch auf­helfen!" Der Unmensch nahm in die eine Hand eine Peitsche, in die andere ein Musikinstrument, schwang Beides und befahl durch einen Dolmetscher den Negern, zu tanzen und zu singen.

Das ist die Sklavcnjagd, welche die Regierung öffentlich be­treibt. Es ist kein Wunder, daß sie auch Privatleute ausüben. Zwischen Obcid und dem weißen Flusse wohnen die Kababiesch, ein räuberischer Nomadenstamm, dem Namen nach von den Tür­ken ebenfalls unterjocht. Zwanzig bis dreißig dieser Nomaden be­steigen ihre schnellfüßigen, ausdauernden Pferde und jagen dem Ge­birge zu. Ehe die muthigcn Gebirgsbewohner es ahnen, ist ein Dorf überfallen, zehn bis zwölf Kinder werden geraubt, bevor noch der Neger zu den Waffen greifen konnte, ist die Räuberhorde wieder verschwunden. Sklavenhändler erscheinen nun im Lager der Nomaden, kaufen die Kinder und bringen sie nach Obe'id. Die

*) O ihr Hunde, o ihr Nichtswürdigen, auf, tanzet!