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Erster Theil
Entstehung
Seite
262
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Knaben werden entweder Soldaten oder, wie die Mädchen, Dienst- leute, Sklaven in den Häusern der Vornehmen und Reichen. Wohl ihnen, wenn sie in die Hände milder Türken oder Egypter fielen; wehe ihnen, wenn ihr unglückliches Loos sie in die Hände eines Nubiers, Kordofahnescn oder eines Europäers warf! Die aus der Haut des Hippopotamus geschnittene Peitsche zerfleischte ihren Rücken, ehe sie noch Jünglinge wurden. Die grausame Be­handlung dauert auch in der Sklaverei fort. Es ist wahr, der Neger ist in der Knechtschaft ein anderer Mensch, als in der Frei­heit seiner heimathlichen Berge. Wie jeder unterdrückte und dabei uncivilistrte Mensch wird er falsch, tückisch und schlecht. Seine Energie verwandelt sich in der Sklaverei in Starrköpfigkeit, seine Kriegslist in Hinterlist und Heimtücke, seine an dem feindlichen Stamme ausgeübte Blutrache in Rachsucht: der frühere Krieger wird jetzt leicht ein zu fürchtender Mörder. Der Sklave, welcher seine Kette nicht brechen kann, sinnt auf Mittel, sich an Dem zu rächen, welcher ihm diese geschmiedet. Ihm ist es einerlei, ob er einen milden oder strengen Hrrrn bekommt, er haßt diesen, wie je­nen. Aber der Weiße trägt daran die Schuld. Er entriß ihm vielleicht sein Weib, seine Kinder, er trennte ihn von Allem, was ihm theuer war, er nahm ihm die Freiheit und gab ihm schmach­volle Knechtschaft dafür, er entwürdigte den Menschen in ihm und erniedrigte ihn zum Thiere. Der Reisende, welcher Kordofahn's Hauptstadt betritt, sieht die Sklaven als Diener von Vornehm und Gering, denen man die schwersten Arbeiten aufbürdet und die man, um ihr Entspringen zu verhüten, mit schweren Ketten fesselt. Un­angenehm tönt das Gerassel derselben im Innern jedes Braven wieder; er sieht die Sklaverei in ihrer ganzen Furchtbarkeit. Einem so gemißhandelten Sklaven ist es nicht zu verargen, wenn er sich sehnt, anstatt des lästigen Staubes der Ebene, welche er zu Feld umzuschaffen gezwungen wird, die frische Luft seiner heimathlichen Berge zu athmen; wenn er wünscht, seinen von Peitschenhieben zer­fleischten Rücken des lastenden Joches zu entledigen und mit der Lanze in der Hand Dem frei gegenüberzutreten, welche ihn in jahrelanger Knechtschaft quälte. Er entflicht und eilt zurück nach