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Erster Theil
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265
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die Kugel der neben mir stehenden Büchse durch sein Hirn zu ja­gen, ich hätte es auch gethan! Das ist die Sklaverei im In­nern Asrika's; das war ein Sklave, der entflohen, wieder gefan­gen und vor drei Monaten bestraft worden war!

Man erinnere mich hier nicht an die bekannte Thatsache, daß die Schwarzen Hunde, Schlangen, Krokodile und anderes Gethier, vor dessen Genuß wir zurückschaudern würden, ohne Ekel verspei­sen, Gcicrflcisch essen sie nicht. Ich behaupte, daß es einem Menschen, der andere Nahrung erhalten kann, unmöglich ist, eine so ekelhafte Speise zu genießen. Das bewies das Erstaunen und Grauen meines braunen Bedienten bei der Bitte des Unglücklichen, das bewiesen meine lebenden, stinkendes Aas mit Begierde ver­schlingenden Hyänen, welche sich weigerten, Gcierfleisch zu fressen. Ein fast verhungerter, durch Mißhandlung halb wahnsinnig ge­wordener Mensch ißt es, er befindet sich aber in einem so trauri­gen Zustande, daß er nicht mehr Mensch genannt werden kann.

Ich will, nachdem ich das Bild des tiefsten Elendes gezeich­net, auch der lichteren Seiten des Sklaventhums gedenken und be­merken, daß der Neger oft durch seine Störrigkeit und Tücke Strafe verdient; ich weiß, daß oft nur fürchterliche Strenge ihn im Zaume halten kann, und daß mancher Mahammedaner seine Sklaven bes­ser hält, als seine freien Diener. Die als Kinder zu Sklaven ge­machten oder in der Sklaverei geborenen Neger vergessen ihre Knechtschaft leicht, weil sie die Freiheit nie gekannt haben; sie wer­den von vielen Mahammedanern milde behandelt, von ihren Herrn gekleidet und ernährt, wie zur Familie gerechnet und erhalten Al­les, nur ihre Freiheit nicht. Und diese, ein ihnen, wie gesagt, unbekanntes Gut, wünschen sie nicht einmal; ja, sie würden sich vielleicht unglücklich fühlen, wenn sie dieselbe erhalten sollten. Nur ganz unmenschliche Herrn, etwa Europäer, trennen ihre Kinder von ihnen, um diese zu verkaufen; sie würden von ihren Mitbür­gern hart angegriffen werden. So geschieht es, daß sich der in der Sklaverei geborene Neger den Frcigcborenen gleich achtet; denn seine schwarze Farbe ist nicht, wie in Amerika, ein Zeichen der Schande: der Jslahm vereinigt alle Völkerschaften er nimmt