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wie auf der Folter verbrachten Stunden kam ich todesmatt im Dorfe an und brach kraftlos in dem ersten Tokhul desselben zusammen.
Ich unterlasse, um nicht zu ermüden, die Auszählung der Reihe von Krankheiten, welche uns — auch der Baron bekam schon am folgenden Tage das sogleich mit Delirium beginnende klimatische Fieber — von nun an unablässig quälten, und schicke voraus, daß wir während der vier Monate unseres Aufenthaltes in dem Steppenlande Kordofahn das Fieber in seinen verschiedenen Gestalten und Arten gar nicht los werden konnten. Mehr als dreißig Tage mußten wir auf elendem Schmcrzcnslager zubringen; dreifach schwer wurden uns die Beschwerden, denen jeder Reisende in diesem Lande ausgesetzt ist, dreifach schwer alle Entbehrungen, welche er zu ertragen hat.
Wir blieben bis zum 9. März in Torrah. Nur einmal — am 3. März — wurde unser trauriges, einförmiges Leben durch ein Ereigniß, welches uns vom Krankenlager scheuchte, unterbrochen. Ein Tokhul hatte Feuer gefangen und stand im Nu in hellen Flammen. Fünf Minuten später war er ein Aschcnhaufen. Glücklicher Weise wehte kein Lüftchen, sonst wäre, bei der unglaublichen Geschwindigkeit , mit welcher hier ein Brand um sich greift, das ganze Dorf ein Raub der Flammen geworden.
Das Dorf Torrah besteht aus einigen und dreißig Strohhüt- tcn und besitzt wenige Durrahfeldcr, aber große Hccrden. Ich sah in den nahen Wäldern Kamclheerden von fünf- bis sechshundert Stücken. Sie wurden nur von einigen Hunden und mehreren Hirten bewacht. Letztere boten mir, wenn ich sie bei ihren Heerden besuchte, freiwillig Milch von Kamelstuten an. Diese schmeckt säuerlich und im Ganzen widerlich, ist aber ungemcin fett und wird deshalb von den Hirten zur Speise benutzt. Jeden zweiten Mittag trieb man die Kamele, um sie vor Angriffen der Krokodile zu schützen, nach muldenartigen, mit Schlamm umdämmtcn Tränktei- chen, in deren Wasser man salzhaltige Lchmcrde — welche fast überall gefunden wird — auflöste, weil die Kamele, wie alle Wiederkäuer, das Salzwasser mit großer Begierde trinken. Wir fanden unter den Heerden wunderschöne Thiere und erstaunten über die nie-