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Beduinen oder Rubins, halt mit stummen Bitten die leere Schale dem Bewohner der Hütte entgegen und wartet, bis dieser ihm eine Handvoll Durrah oder ein Stückchen Durrahbrod hineinfallen läßt. Er ist der arabischen Sprache nur insoweit mächtig, um sein Glaubensbekenntniß hersagen, einige Stellen des Khorahn verstehen zu können*). Seine Pilgerreise dauert oft Jahre; er durchwandert die glühende Wüste, die wasserlosc Steppe und wandelt, alten Groll vergessend, auf seinem gegen dreihundert deutsche Meilen langen Wege friedlich neben seinem Todfeinde.
Man versteht unter Takruhri jeden schwarzen Pilger aus dem tiefsten Innern Afrika'S, z. B. aus den Ländern Tom bukt«, Dahr-Fuhr, Bornuh, Barhrarmi u.s.w. Diese Pilger sind Neger, welche aber den verschiedensten Stämmen angehören. Im Sudahn sind sie wenig angesehen, weil man sie in dem, wie ich glaube, unbegründeten Verdachte hat, daß sie Kinder rauben, um diese als Sklaven zu verkaufen. Daß sie Nahrungsmittel stehlen, ist begründet. —
Gegen Mittag lagerten wir uns im Schatten einiger Mimosen und bereiteten uns das gewöhnliche Mittagsmahl in der Wüste: Kasse und Schiffszwieback. Nach zweistündiger Rast ritten wir der Karawane im scharfen Trabe nach und erreichten sie in den ausgedehnten Dochenfeldew des Dorfes Haschahba — zu deutsch „Holzdorf" — dessen Tokhulspitzen sich in der Ferne erkennen ließen, weil sie von dem im Abcndrothe flammenden Himmel dunkel abstachen. Bald darauf trafen wir den mit zwei erlegten Gazellen von der Jagd heimkehrenden Engländer und kamen mit ihm nach ständigem Ritte im Dorfe an.
*) Der Khorahn darf nach mahainmedanischen Grundsätzen in keine andere Spruche übersetzt und nie gedruckt werden. Der Mohammedaner ist zu fromm, als daß er das Wort seines Propheten umgehen sollte, welcher hervorhebt, daß das Wort Gottes arabisch gegeben sei; so in Sure 41, Vers 1 u. 2: „Dies ist eine Offenbarung vom Allbarmherzigen. Eine Schrift, deren Verse deutlich erklärt sind, ein arabischer Khorahn zur Belehrung für verständige Männer." Gedruckt darf das Buch nicht werden, weil das Wort Gottes den Druck der Presse nicht aushalten darf.