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Erster Theil
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die Mädchen deS Dorfes vor seinem Tokhul zur Fanthasie. Ihr Tanz ist von dem der Rhauasiaht oder Fellahhiaht*) Egyptens ver­schieden. Sie bilden einen weiten Halbkreis, singen und klatschen mit den Händen; ein Mädchen tritt aus dem Kreist heraus und beginnt zu tanzen. Sie geht mit taktmäßigem Schritt und mit zu- rückgcbcugtem Oberkörper auf den Gefeierten zu, entblößt sich vor ihm mit ausgesuchter Gefallsucht nach und »ach den bisher von der Ferdah verhüllten Busen und schleudert, sich vorbeugend, die settgetränkten Haare ihm in's Gesicht. Dann geht sie mit schmach­tenden Blicken langsam zurück, eine Andere tritt an ihre Stelle und verfährt ebenso, die Uebrigen folgen, bis Alle getanzt haben. Wir Europäer finden die Berührung der Haarzöpfe für unnöthig, aber man muß die leuchtenden Blicke eines kordofahncsischen Jünglings, welcher an dein Tanze Theil nahm und mit dem Haarfett der Schönen beglückt wurde, gesehen haben, um begreifen zu können, welch' eine hohe Auszeichnung diese fatale Zärtlichkeit ist oder sein soll. Stolz steht er da, betrachtet liebeerglüht die Tänzerin und reibt das seinem Gesichte mitgetheilte Fett freudig in seine Haut ein. Beide Geschlechter sind sinnlichen Genüssen in hohem Grade ergeben, doch bleiben die Frauen hinsichtlich ihrer ehelichen Treue in engeren Grenzen als die eigentlichen Hasscune. Vollkommen unwahr ist die von einem Reisenden mitgetheilte Erzählung, daß die Frauen kordofahnesischer Dörfer dem Fremden auflauern und ihn mit einer angedrobtcn Bastonade zur Annahme ihrer Gunstbc- zcugungen zwingen sollten.

Der Aufenthalt in Haschahba war nicht der angenehmste. Der Mangel an guter Nahrung würde von uns leicht ertragen worden sein, wenn nicht der Genuß des aus dem Bihr des Dorfes ge­schöpften Wassers, bei der großen Hitze, Trockenheit und dem mit beiden verbundenen brennenden Durste zur Qual geworden wäre.

*) Plural von Rhauasle und Fellahhe, Tänzerinnen und Fellab- mädchen-