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völlig fressen könnte, verwickelt werden. Nur die Frauen der in Kordofahn ansässigen Türken tragen heutigen Tages ungestraft im Lande gefertigtes Geschmeide. Es sind meistens ebenso einfache, als schöne, aus vier bis sechs verschieden starken, an beiden Enden zusammengeschmiedeten und strickartig zusammengedrehten Golddrähten bestehende Spangen. Zuweilen wiegt ein einziger Armreif vier bis sechs Unzen und hat dann, da man während unseres Aufenthaltes in Kordofahn die Unze Ringgold mit 380 Piastern verkaufte, 96 bis 150 Thaler (unseres Geldes) reinen Goldwerth. Die Goldarbeiter oder ,,Seiarh"*) verfertigen mit erstaunlich schlechten Werkzeugen vortreffliche Arbeiten. Ich sah türkische Tasscnhaltcr oder „Seruhf," Leuchter und andere in Filcgrain gearbeitete Gefäße , deren Ausführung auch einem europäischen Goldschmied keine Schande gemacht haben würde.
Wie überall im ganzen cgyptischen Reiche ist auch in Kordofahn der Mangel an Kleingeld unangenehm fühlbar und hindert den raschen Betrieb des Handels gar sehr. In Charthum verliert man beim Wechseln großer Geldstücke (Marien-Thcresien-, Fünffrankenthaler und Landcsmünzen) regelmäßig fünfzehn bis zwanzig Prozent des Werthes, in Obeid würde das Mißverhältniß noch greller hervortreten, wenn man nicht daran gedacht hätte, ihm abzuhelfen. Man schmiedete kleine Eisenplatten, gab ihnen die Gestalt der früher beschriebenen Haschasch und deshalb auch denselben Namen. Man rechnet vierzig von ihnen auf einen Piaster und verwerthet sie demnach genau mit einem Heller unseres Geldes. Zur bequemeren Führung in Taschen hat man den unteren Theil, welchen ich den Stiel nennen möchte, umgebogen und alle scharfen Ecken möglichst abzustumpfen versucht. Der Haschasch giebt zugleich einen Maßstab zur Schätzung des Arbeitslohnes eines kor- dofahnesischen Handwerkers, weil Jeder, welcher Eisen zu schmelzen und zu bearbeiten versteht, sich so viele Haschasch anfertigen kann, als er will. Er wird, auch wenn er einen ganzen Tag
) Von „seirl>", schmelzen.