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lang Geld schmiedet, doch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Piaster verdienen. —
El-Obe'id ist sehr weitläufig gebaut. Weil fast jedes Be- sitzthum mit einer Sericba umgeben ist, bilden sich überall in der Stadt kleine Abtheilungen, zwischen denen sich die Wege dahin ziehen. Diese sind so sandig und staubig, daß man bis über die Knöchel in den lockeren Boden einsinkt und bei der immer herrschenden, fürchterlichen Hitze zu ersticken fürchtet. Jeder Bewohner der Hauptstadt nimmt, wenn er sein Gut mit Erdmauern versieht, das dazu nöthige Material mitten aus der Stadt von der Straße weg. So entstehen Löcher, in denen sich aller Unrath sammelt. Da finden sich dann häufig auch Thicrleichcn, welche die Indolenz der Eingebornen, ohne sie zu verscharren, ruhig der Verwesung überläßt. Früher soll man sogar Mcnschcnleichen mitten in der Stadt unbcerdigt liegen gelassen haben, jetzt geschieht es, wenn es auch neuere Reisende behauptet haben, nicht mehr. Aber die Bewohner Oberd's verunreinigen die Gruben in jeder anderen Weise, weshalb sich aus ihnen auch immer ein kaum zu ertragender, die Luft von Obeid verpestender Gestank entwickelt.
Das Trinkwasser der Hauptstadt ist schlecht. Nur wenige Brunnen enthalten trinkbares, d. h. nicht zu salziges. Man hält sich an die Mericsa, welche man hier vortrefflich zu bereiten versteht. Außer fortwährend bestehenden Mericsakneipen, in denen die blühenden, braunen, simbilduftenden Schcnkmädchen auch noch auf andere Wünsche der Gäste Rücksicht nehmen, findet man jeden Nachmittag auf allen größeren Plätzen Sklavinnen, welche das von ihnen bereitete, labende Getränk dem Durstigen anbieten und aus kleinen Kürbisschaalen verschenken. Auch brauen einzelne Familien Meriesa und Bilbil, um sie öffentlich auszuschenken. Wie in manchen Dörfern Deutschlands wird dann ein an einer langen Stange befestigter Strohwisch als ein niemals unberücksichtigt bleibendes Schenkzeichen ausgcsteckt.
Die sehr gemischte Bevölkerung Obeid's mag nahe an zwan- zigtausend Seelen betragen. Man hört ebenso viel Arabisch, als Berberisch und nebenbei noch drei bis fünf Negersprachen reden.
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