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Erster Theil
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den unter Aufsicht der Hirten eines Nomadenstammes (der Kaba- biesch oder zu deutschder die Widder Hütenden") das Gras und die saftigen Baumblätter der Wälder ab und vereinigen sich jeden Mittag in der Nähe des Dorfes, um das ihnen von den Hirten inzwischen aus den Brunnen geschöpfte Wasser zu trinken.

Der Naturforscher verlebt in Melbcß, so lange ihn das tücki­sche Fieber nicht erfaßt und geistig und körperlich niederdrückt, herrliche, genußreiche Tage. Ich hatte vollauf zu thun, unsere mit Leichtigkeit errungene Jagdbeute zu präpariren und zu beschrei­ben. Die Jagd fiel immer reichlich und stets zu unserer Zufrie­denheit aus. Verschiedene Adler-, Falken- und Geierartcn waren dem Kenner, die Prachtvögel der Wälder dem Auge ergötzlich, meh­rere Arten wilder Hühner lieferten ihr köstliches Fleisch für die ge­wöhnlich schlecht bestellte Küche. Nachdem mich der Baron in Be­gleitung unseres Kochs verlassen hatte, war ich genöthigt, diese selbst zu besorgen. In der Wahl der Lebensmittel unendlich be­schränkt , wurde es ein Festtag für uns, wenn wir ein leckeres Ge­richt Perlhühner, Frankoline oder Hasen erbeutet hatten. An Ge­müse fehlte es uns stets. Ganz Kordofahn ist nicht mehr geeig­net, gute Gemüse zu erzeugen. Das Land ist zu glühend, der Boden zu mager; die bekannten Pflanzen Egyptens, welche zu Ge­müse verwendet werden und an welche sich die Türken gewöhnt ha­ben, gedeihen nicht mehr. In den einigen wohlhabenden Ein­wohnern der Hauptstadt gehörigen Gärten sahen die Citronensträu- che verkrüppelt aus und trugen nur noch kleine, grüne, nie zur Reise gelangende und deshalb saftlose Früchte; die Melonen, wel­che in Charthum noch wohlschmeckend sind, können hier kaum mehr genossen werden; mit anderen Früchten ist es nicht besser. Aber wir litten anch oft an anderen Nahrungsmitteln Mangel. Fleisch und Butter waren trotz der zahlreichen Heerdcn nicht aufzutreiben, weil uns die Bewohner des Dorfes nur mit Widerwillen etwas Genießbares verabreichten; der Milch mußte ich aus Gcsundsheits- rücksichten entsagen, ein Huhn war eine seltene Speise. Wir aßen gewöhnlich die hier aus kohlschwarzen, schlissigen Durrahmehlkuchcn