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Erster Theil
Entstehung
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348
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Matrosen erst hier alte Zulüftungen des Schiffes für die Fahrt über die Katarakten beendeten. Unsere Reisegesellschaft vermehrte sich hier in Berber um eine Person. Ein gedienter türkischer, aus Eudin bei Smyrna gebürtiger Soldat, Aali, bat uns flehent­lich, ihn mit nach Egppten zu nehmen. Der alte Krieger war bei einem der letzten Kämpfe mit den Abyssiniern durch das Ellenbo- gengclcnk des rechten Armes geschossen und zum ferneren Dienst untüchtig geworden. Er hatte an seiner Wunde wegen Mangel an ärztlicher Hülfe unsäglich gelitten*), war, noch krank, deS Dienstes entlassen und von dem nichtswürdigen Obersten, Ma- hammed-Arha-Wannli, ohne seinen rückständigen Sold in die Welt hinausgestoßen worden. Krank war er im Sudahn her- umgcirrt, mehr und mehr war er heruntergekommen, jetzt befand er sich im tiefsten Elende. Demüthig bat er um ein Plätzchen auf dem Schiffe, welches er durch treue Dienste reichlich zu bezahlen versprach. Wir erbarmten uns des Armen, nahmen ihn auf und fanden bald, daß Aali ein sehr brauchbarer Diener und eine treue Seele sei. Er hat sich mir dann späterhin immer nützlich, zuletzt sogar unentbehrlich zu machen gewußt.

Wir verließen el-Muche'iref am 7. September. Am 10. September landeten wir bei dem Dorfe Atmuhr, weil der Baron hier ein Familienfest begehen wollte. Zur Verherrlichung der Feier erhielten auch die Bedienten und das Schiffsvolk schon heute einen Hammel und Mericsa, und durchsangen die halbe Nacht beim Schla­gen der Tarabuka und Tambuhra **) oder nubischen Zither.

Am anderen Morgen erschien Alles in Festkleidern. Nur fehlte

*) Um den Muth und die Selbstbeherrschung Aali's zu beweisen, ge­nüge die Erzählung eines Freundes von ihm, welcher bei seiner Verwun­dung zugegen war. Nachdem Aali die Kugel erhalten hatte, ging er ruhig zurück, um sich verbinden zu lassen. Die Schmerzen wurden aber bald so heftig, daß Aali sie kaum ertragen konnte und, um keine Klage laut wer­den lassen zu »tüssen zu singen begann.

**) Ein fünfsaitigcs, einer Lyra nicht unähnliches Instrument, dessen Resonanz ein über einen halbe» Kürbis oder über eine Holzmulde gespann­tes Ziegenfell ist. Die Stimmung der Saiten ist: Grundton, Terz, Sep­time, None, der Ton des Instruments erträglich.