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Schon glaubten wir alle Gefahr überstanden zu haben, als uns das Angstgeschrei der am Bord befindlichen Weiber von Neuem unter dem Sonnenzelte hervorrief. Unser Schiff trieb, trotz aller Anstrengungen der Matrose», einem ungefähr acht Fuß hohen Wassersturze zu. Die Kraft der Ruder verschwand gegen die Gewalt des Wassers. „Legt Euch auf den Boden und haltet Euch an den Planken fest!" kommandirte der Reis. Es geschah. Einen Augenblick später sahen wir Nichts mehr. Das sinnbetänbende Donnern des Katarakts umtobte uns, die Wellen stürzten haufenweise über Bord, das Schiff krachte in allen seinen Fugen. Aber es erhob sich aus der Tiefe, stieg auf den Rücken einer zweiten Welle und glitt nun in schnellströmendem, aber felscnfreicm Fahrwasser dahin. Wir waren gerettet. Die Lecke wurden ausgebessert, das hereingedrungene Wasser ausgeschöpft und betend sanken die Araber in die Kniee. Man übernachtete in Wadi Khaddah.
Am folgenden Tage erprobte das Schiff seine Festigkeit. Es wurde auf die Felsen geschleudert, zwei Ruder zersplitterten wie Glas, aber die Planken aus dem Holze der Mimosen hielten den furchtbaren Stoß aus. Mahammcd cl Scheiki, einer unserer Matrosen, schwamm in dem furchtbaren Strudel mit bewunderungswürdigem Muthe und Geschick herum, um die Rudertrümmcr aufzufangen.
Abends landeten wir bei dem Dörfchen KLssicgä. Der Djcbcl B-lrkLl ist in Sicht. Das Thal der Schrecken liegt hinter uns.
Am 17. September. Bald nach Sonnenuntergang besichtigten wir die Pyramiden von Nnhr>. Sie sind klein — wohl keine einzige dürfte über achtzig Fuß Höhe haben — aus schlechten Sandsteinen aufgeführt und diese anstatt des Mörtels mit Nilschlamm verbunden. Wir zählten deren vierzehn.
Um Mittag landeten wir in dem kleinen Städtchen MsrLui. ES besitzt eine verfallende Jndigofabrik, schlechte Basars, eine ziemlich erhaltene Moschee, liegt aber zum größten Theile in Trümmern. Wir erhielten den langweiligen Besuch des Kahschcf, des Khadi und eines Offiziers — der Honorationen der Stadt.