Motto:
„Was das Gold unter den Metallen, der Diamant unter den Edelsteinen, das ist die Seide unter den Texti 1 stoffen; der kostbarste, weil der schönste, glänzendste, widerstandfähigste. — Deshalb ist auch die Seide die Königin unter den Fasern. Die Seide bildet ein Glied in jener Trias, welche den begehrtesten Schmuck der Frauen aller Stände und Welttheile abgibt.“ W. F. Exner.
Die Seideiizeiig-Industrie.
Die rechtliche Grundlage der Seidenzeug-Industrie bietet der Zunftbrief der ersten „Bruderschaft der Sammet-, Gold- und Silber- brocat-Seiden- und Halbseidenmacher“, welchen Kaiser Joseph I. gelegentlich der vorläufigen Kegulirung der Gewerbe den in Wien ansässigen Meistern verliehen hat. Er ist ausgestellt am 23. Jänner 1710 und von Kaiser Carl VI. bestätigt am 23. Februar 1713 J ).
Wir erhalten daraus wichtige Aufschlüsse für unsere Geschichte, zunächst bezüglich der Gründung dieser ersten Bruderschaft, wodurch eine Vereinigung (Innung, Zunft; die officielle Bezeichnung heisst Zeche) von den Seidenzeugmachern „nach deren Verabredung auch zu dem Zwecke geschaffen wurde, um durch gemeinsames Wirken sowohl in guten als in schlimmen Zeiten und durch unbehindertes, von incorporirten Meistern beeinflusstes Erlernen des Kunstgewerbes, dem Publicum zum Besten, gute, passende Waaren liefern zu können“. Zu Meistern wurden nur diejenigen angenommen, welche ausser den sonst hiezu erforderlichen Eigenschaften noch den Be-
x ) Beide Ausfertigungen sind heuer vom Vorstande des Gremiums der Seiden- waarcn-Erzeuger Wiens dem Museum der Stadt Wien übergeben worden. Abschriften befinden sieh im Archiv des k. k. Technologischen Gewerbemuseums.
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