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Die Seidenwaaren-Appretur.
Ueber die Entstehung dieses Hilfsgewerbes sowie über den Bestand desselben bis in die Dreissigerjalire des gegenwärtigen Jahrhunderts fehlen uns genaue Daten vollständig. Dasselbe war bis zur Schaffung der neuen Gewerbeordnung ein sogenanntes freies Gewerbe, bildete keine Zunft oder Genossenschaft. Deshalb existiren auch nicht die mindesten Aufzeichnungen, welche Anhaltspunkte bezüglich des Standes und Umfanges desselben hätten geben können.
Unter der Regierung der Kaiserin Maria Theresia soll ein Appreteur (Zurichter) Namens Gianicelli aus dem Venezianischen hieher berufen worden sein, dessen Nachfolger Lunar di und später dessen Söhne das Geschäft noch bis Anfangs der Sechzigerjahre unverändert weiter führten.
Die Einrichtung dieses Geschäftes war den damaligen Bedürfnissen angemessen eine ziemlich gute. Es besass eine Calandermaschine, eine mit Steinen beschwerte grosse Mange und eine hydraulische Presse zur Herstellung von Moirés und Moireantiques, und lieferte in Atlassen, Halbdamasten und anderen Stoffen ganz befriedigende Resultate.
Ausser Gianicelli und den ihm verwandten Lunardis scheint kein italienischer Appreteur mehr nach Wien gekommen zu sein; wenigstens findet man unter den späteren Appreteuren keinen solchen mit italienischem Namen.
Bis zur Mitte dieses Jahrhunderts schien es mit der Seidenwaaren- Appretur nicht aufs Beste bestellt gewesen zu sein.
Ein hoher Schutzzoll (eigentlich bestand das Prohibitivsystem) und die Schwierigkeiten des Verkehres haben wohl die Concurrenz des Auslandes hintangehalten und die sonst bedingte Vervollkommnung der Ausfertigung der Waare weniger nothwendig gemacht; anderseits wurden vorzüglich schwerere und bessere Waaren erzeugt, welche einer weiteren Appreturbehandlung kaum bedurften. Endlich waren auch die Consumenten, zumal der Bauer und die Bäuerin leicht befriedigt, wenn sie nur die gewünschten Stoffe und Muster, welche nach den verschiedenen Provinzen national beschaffen und ziemlich stationär gewesen, in gewohnter Art erhielten.
Die Behandlung in der Zurichtung der Seidenstoffe war die möglichst primitive; der Hauptzweck derselben bestand im Steifmachen des Gewebes. Dies wurde dadurch erreicht, dass dasselbe mittelst eines