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Das 3Iuseum stand vom Beginne an unter der Leitung- seines vortrefflichen Gründers und Directors Professor Rud. v. Eitelberger bis zu seinem Tode im Jahre 1885, wonach der frühere Custos Herr Jac. Falke, k. k. Hofrath, dieselbe übernahm.

An das Museum ist gleichfalls nach Ferstels Plänen ein Neu­bau angereiht worden, um die damit verbundene Kunstge werbe- schule zweckmässig unterzubringen, deren Uebersiedlung aus den früher unzureichenden Räumlichkeiten im Jahre 1877 stattfand. Mit ihrer Leitung ist der Architekt und Professor k. k. Hofrath Jos. Storck als Director betraut.

Der vielseitige, ausgezeichnete Unterricht, welcher den Schülern der Anstalt zutheil wird, frommt in reichlichem Masse der Industrie und den Gewerben, besonders in künstlerischer Beziehung. Die Fre­quenz bewegte sich in den letzteren Jahren durchschnittlich zwischen 200220 Zöglingen per Schuljahr.

Es erübrigt noch, auf den Wiener Ku ns tge werbe verein auf­merksam zu machen, welcher sich die Aufgabe gestellt, im Anschlüsse an das k. k. österreichische Museum für Kunst und Industrie die ge- sammten Interessen der heimischen Kunstindustrie zu fördern und dieselben nach jeder Richtung hin zu vertreten.

Allgemeines über die Seidenwaarenprodnction.

Zieht man nun aus all dem Gesagten Schlüsse, so muss zu­gegeben werden, dass die Seidenindustriellen Oesterreichs durch die ihnen gebotene Möglichkeit, fachtechnische, handelswissenschaftliche sowie künstlerische Ausbildung, Sprachen u. s. w. sich anzueignen, trotz der in zweiter Hälfte gegenwärtigen Jahrhunderts wiederholt ein­getretenen Reducirung der Eingangszölle auf ausländische Seiden- waaren sich mannhaft und unerschrocken in die ganz veränderten, schwierigen Verhältnisse gefunden haben.

Allerdings sind viele der zu schwach gewesenen Fabrikanten eingegangen; aber ein Theil derselben (ungefähr zwanzig an der Zahl) betreibt die Fabrication, wie wir dem Berichte der Wiener Handels- und Gewerbekammer über das Jahr 1888 entnehmen, in mehr oder minder grossartigem Style, wodurch der klare Beweis geliefert ist, dass die mit so vielen Schwierigkeiten verbundene Uebersiedlung