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Hauptrolle spielten. Zu jener Zeit wurde auch die Anwendung der Küpen des Indigo, Waid, Krapp, der Kreuzbeeren etc. bekannt.
Heutzutage noch treffen wir Küpen, wie solche vor hunderten von Jahren bestanden, in Landfärbereien in Verwendung, da die damit erzielten, unverwüstlichen Farben der Bevölkerung am meisten entsprochen haben.
Erst in späterer Zeit, als Gespinnste gefärbt werden konnten, finden wir an der Küpe den Ringstengel angebracht, um jeden Verlust an Flüssigkeit vermeiden zu können. Die ersten Küpen waren Waidküpen, zusammengesetzt aus Indigo, Waid, Krapp, Kleie, Pottasche, ziemlich viel Kalk, dann die Weinküpe, später kamen die Vitriolküpe, Operment- (Arsenik- oder Auripigment-) Küpe.
Erst nach Entdeckung Amerikas, als die dort gefundenen Farb- hölzer bekannt wurden, brach eine neue Aera auf dem Gebiete der Färberei an, bis in die Mitte des XIX. Jahrhunderts dauernd.
Die Appretur.
Bevor wir uns vom ersten Hauptabschnitte trennen, wollen wir noch ein Hilfsgewerbe, und zwar die Appretur mit einigen Worten in Betracht ziehen, wenngleich in alten Chroniken von diesem Industriezweige nichts zu finden ist.
Es dürfte anzunehmen sein, dass die in ersteren Zeiten produ- cirten Seidenstoffe meistentheils so guter Qualität waren, dass sie einer eigentlichen Appretur wenig oder gar nicht bedurften und höchstens durch flache Einlegung der Zeuge zwischen gut geglätteten, starken Brettchen zusammengepresst und durch Auflegen schwerer Gewichte (auch durch Steine) oder durch Zusammenziehung mittelst Schnüren oder Riemen einen besonderen Druck erhielten, oder dass sie mittelst des früher erwähnten Hängens oder Hangelns, sowie auch durch eine wirkliche Presse (Handpresse) Glättung und Façon empfingen.
Bei Brocat, Brocatelle, Taffet und noch anderen glatten Stoffen, schweren Tücheln, Damast etc. dürfte diese Procedur genügt haben, während Sammte. Velpel, Flor, Dünntuch, diverse Halbseidenstoffe etc. schon einiger Appretur bedurften, welche denselben durch Befeuchtung mit Lösungen von Leim, Gummi, Stärke u. dgl. gegeben wurde, zu welcher Applicirung man sich wohl eines sogenannten Badeschwammes bedient haben wird. Die Trocknung wurde dann durch Aufspannen der so angefeuehteten Stoffe auf grossen, langen, sogenannten Spann-