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Die Geschichte der Seiden-Industrie Österreichs, deren Ursprung und Entwicklung bis in die neueste Zeit / von Franz Bujatti sen.
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Die Seidenfärberei.

Im ersten Theile vermochten wir nicht viel von dem Seiden­färbereigewerbe zu erzählen, welches sich nur mühsam aus seinen Uranfängen entwickelte, im Allgemeinen nur als Hausindustrie be­trieben wurde; und wenn wir auch von der neuen Aera sprachen, welche die Verwendung der seit Entdeckung von Amerika dort ge­fundenen Farbhölzer auf dem Gebiete der Färberei zu Stande gebracht, so zeigt sich in derselben wohl ein kleines Auffiaekeru im lang ge­wohnten, eintönigen Gange, eine Vermehrung der Färbemittel, aber noch immer kein ausschlaggebender Fortschritt.

Ganz anders liegt die Sache von Mitte des XVIII. Jahrhunderts bis in die neueste Zeit, in welch letzterer die Kunst des Färbens auf eine ungeahnte Höhe gebracht worden ist.

In der zweiten Hälfte des besagten Jahrhunderts, in der Re­gierungszeit Maria Theresias, wurden Färber, insbesondere Seiden­färber, aus den italienischen Provinzen nach Oesterreich speciell nach Wien berufen, x ) und waren es diese Männer, w r elche die Grundlage zu dem heute so hoch entwickelten Industriezweige der Färberei legten.

Es wurden die verschiedenen Methoden, besonders die Behandlung der Seide, die manuellen Fertigkeiten in der Bearbeitung derselben bekannt.

Nebst den Küpenfarben wurden die sogenannten Alaunfarben gefärbt.

Die Farbstoffe, welche zur Verwendung kamen, waren sämmtlich dem Pflanzenreiche entnommen, wie: Indigo, Gelb-, Roth-, Blau- und Fisettholz (junger Fustik, Fustet, ungarisches Gelbholz), das Holz des Perückenbaumes (Rhus Continus), Gaude (Wau-) etc.

Zum Schwarzfärben kamen Eisenbeizen in Anwendung.

Erst nach den grossen Kriegen der französischen Revolution wurden die Methoden der französischen Färberei bekannt.

Es kam die Färberei mit sogenannten Physikfarben (teinture ä la physique) in Aufschwung, welche Farben bedeutend grössere Leb-

D So finden wir noch im XIX. Jahrhundert in den Wiener Adressbüchern unter den Seidenfärbern Abkömmlinge jener italienischen Meister, wie: Angeli, Battisti, Chini, Collogna, Comoretto, Debiasi, Gritti, Marehetti, Massari, Mazzolini, Pertagnoli, Salvaterra, Tecini, Valentinotti, Vecchiato, Vinciguerra u. s. w., Jwovon wohl Einige aus eigenem Antriebe hieher gekommen sein mögen und manche dieser Firmen noch heute existiren.