70

Zeuge weniger als vormals gesucht wurden. Bis zum Jahre 1819 war daher die Anzahl der Stühle bis etwa 4600 gesunken.

Dieser Verminderung ungeachtet, hat die Vollkommenheit der Erzeugung keineswegs gelitten, vielmehr trat eben mit dem Augen­blick der Verminderung der Production die Periode ein, wo man die möglichste Vollkommenheit der Erzeugnisse zu erreichen suchte. Ausser den weiter oben namhaft gemachten Fabriken verdienen noch erwähnt zu werden: Samuel Murmann (mit ungefähr 140 Stühlen), Seb. Kargl, Georg Hartmann (besonders in schönen glatten Stoffen), Stephan Ziegler, Georg Griller, David Hermann, Franz Steyrer, Joh. Kollmann, Franz Fink, Gabriel Schmidt, Bened. Godocasa, Hochholzer, Birk, Pernat & Ivevons, Joh. B. Eossi (in Floren und Creppen), Georg Wallner und Antonia Wolfsberger.

Am Schlüsse der eben geschilderten Fabrications Verhältnisse gereicht es uns zum besonderen Vergnügen, eine hübsche Thatsache erzählen zu können, welche die edle Fürsorge Kaiser Joseph II. für das industrielle Interesse seines Volkes zu Tage treten lässt.

Der erhabene Monarch brachte nämlich von seiner Eeise nach Paris im Jahre 1777, wo er seine Schwester Antoinette (die Königin von Frankreich) besucht hatte, ein kleines Muster französischen Seiden- sammtes, das, in vier Farben durch den alten Zugstuhl producirt, auf grünlich weissem Grunde ein sehr niedliches bordenartiges Dessin darstellt.

Dem Muster ist eine umständliche Beschreibung in französischer Sprache, von einem tüchtigen Contremaître herrührend, beigefügt, welche über die Einrichtung des Sammtstuhles im Allgemeinen, mit Be­nennung und Erklärung seiner Bestandtheile und die Herstellung dieses Sammtmusters im Besonderen genaue Auskunft ertheilt.

Besagtes Muster nebst Schriftstück befinden sich im k. und k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Aufbewahrung.

Dem Vernehmen nach soll Webstuhl und Muster durch genaue Nachahmung Nutzen gestiftet haben.

Die Seidenbanderzeugmig.

Bei der bisherigen Darstellung geschichtlich wichtiger Momente beschäftigten wir uns zumeist mit der Seidenzeugfabrication, während die Seidenbandfabrication und Posamenterie nur hie und da gestreift,