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keit, die man bestrafen sollte, verleiten, eine Verordnung zu erlassen. dass man künftig- nicht nur bei den Zeugmachern, sondern auch bei anderen Zünften keine Ausländer annehmen soll. Das ist ein untrüg­liches Mittel, in vielen Erzeugnissen nie über das Mittelmässige zu gelangen, besonders bei denen, wo einige Fabricationsvortheile nur erst Fremden müssen abgesehen werden. Man ist heute von dem Fehlerhaften eines solchen Verfahrens so sehr überzeugt, dass man sich vielmehr äusserst angelegen sein lässt, Fremde durch Belohnungen herbeizulocken, weit entfernt, dass man sie ausschliessen sollte.

Indessen erschweren doch die Aufnahmskosten die Erhaltung des Meisterrechts. Diese Kosten werden meistens auf Gastgebote, ver­vielfältigte Beschau und andere unnütze Dinge mehr verwendet. Meistens wird bei dieser Gelegenheit eben dasjenige Geld durch­gebracht, das dem angehenden Meister zum nothwendigen Verlage gedient haben würde. Es ist genug, auf solche Missbräuche zu deuten, um begreiflich zu machen, dass sie abgestellt werden müssen.

Die Posamenterie.>)

Das bereits erwähnte Privilegium fürdie Neue Seidencom­pagnie nahm laut Artikel V Bedacht, Seide in Verlag zu nehmen für Seidenbänder, Seidenzeuge und was sonst aus Seide gemacht werdeu kann, ausser den seidenen Schnüren, Fransen, Knöpfen und Borten, weiche Manufactur in unseren Erblanden vorher schon eingeführt und geübt worden, woraus klar zu ersehen ist, dass Posamentirwaaren schon vor dem Inslebentreten der Seidencompagnie (1666) bei uns erzeugt wurden. Wir sind jedoch durch Einsichtnahme alter, sehr schätzenswerther Documente, die im Besitze der verehrlichen Posamentirgenossensehaft sich befinden, in der Lage, den Ursprung der Production von Posamentir- artikeln bis ins XIV. Jahrhundert nachweisen zu können. Ja, wir wollen noch viel weiter zurückgreifen und der Curiosität wegen bemerken, dass die Posamentirer den Hohenpriester Aaron als ihren Stifter hoch in Ehren halten, da er der erste Schnürmacher gewesen sein soll. Die für den Hohenpriester genau vorgeschriebene rituelle Kleidung bei dessen Functionen im Tempel ist durch künstliche Granatäpfel,

*) Dieses Wort stammt aus dem Französischen und wurde laut einer Be­merkung der Posamentir-Genossenschaft in ihrer Eingabe an die Handels- und Gewerbekammer in Wien, am 21. Juni 1852, beiläufig seit dem Jahre 1660, aus Vorliebe zur französischen Sprache, angenommen und allgemein beibehalten.