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So viel wir auch des Interessanten aus den bisher producirten althistorischen Documenten entnommen, finden wir doch in denselben keine Andeutungen über die Arbeitsmethode jener Zeit; es ist aber mit vieler Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass man sich mit ziemlich primitiven Gerätschaften beholfen haben wird: Siedekessel,*) ver­mutlich aus Kupfer, Küpen- und andere Bottiche, Mörser zum Zer­stampfen des Indigo und anderen Materialien; Mangeln zur Appretur, wie schon oben bemerkt, und noch einige Gefässe; späterhin als man zur Seidenfärberei schritt, sogenannteGawitschen (Holzprügel) * 2 ) zum Ausschlagen der Seide und anderer Garne, behufs Trocknung und Glänzung derselben, kräftige an der Mauer entlang befestigte Holzbalken mit wagrecht aus denselben abstehenden, runden, hölzernen Armen 3 ) zum Auflegen der Garnstränge; hölzerne Haspel zum Färben langer, gewebter Stoffe u. s. w. dürften wohl die Hauptgeräthschaften jener Zeit ausgemacht haben. Mit Geringerem konnte eben nicht das Auslangen gefunden werden, und da noch in den ersten Decennien des XIX. Jahrhunderts nur mit derlei Hilfsmitteln gearbeitet wurde, kann obige Annahme wohl als wahrscheinlich angesehen werden.

Wenn wir auch schon im XII. Jahrhundert die Thatsache, dass die Grossen des Landes bei besonders festlichen Gelegenheiten in prächtigen farbenreichen Gewändern bei Hofe erschienen, in der Geschichte verzeichnet finden, so ist uns auch weiters nicht unbekannt, dass die dazumal zur Bekleidung in Verwendung gekommenen Stoffe aus Ländern weit vorgerückterer Cultur importirt worden sind.

Die Bevölkerung Oesterreichs, welche zu jener Zeit sich grössten- theils von der Landwirthschaft ernährte, war zu ihrer Bekleidung auf Stoffe der Hausindustrie angewiesen, und nachdem die durch Hand­arbeit erzeugten Gespinnste eine zu schwache Drehung hatten, daher ein Färben im Strange nicht zulässig war, so wurden die Gewebe selbst im Stück gefärbt, weshalb in den uns zugekommenen, oben eitirten Urkunden nur immer von der Stofffärberei die Rede sein kann.

Die bei dieser Färberei zur Verarbeitung gekommenen Farb- materialien waren zum Theile dem Mineral-, zum Theile dem Pflanzen­reiche entnommen, wobei Knoppern (zu Braun und Schwarz) eine

D Vor Zuhilfenahme derselben soll das Wasser dadurch zum Sieden gebracht worden sein, dass man glühend heiss gemachte Steine hineinthat.

2 ) In französischer Sprache hatte man sie Chevilles genannt und die Mani­pulation mit denselben das Cbevilliren.

3 ) Auch Pfiungnäge! genannt.