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nicht ganz gewürdigt wurden und trotz mehrfacher Erueuerungsver- suche nicht zu den gehofften Resultaten führten. 1 )

Von durchschlagendem Erfolge gekrönt waren die Massregeln der erhabenen Regenten, soweit es sich darum handelte, der Seiden- und Bandweberei in Niederösterreich eine bleibende Stätte zu gründen. Namentlich in Wien war es, wo die Erzeugung von Stoffen, Sammten, Posamenterien u. s. w. bald zu grossem Aufschwünge gelangte, wozu auch das von Kaiser Joseph II. eingeführte Prohibitivsystem nicht wenig beitrug.

Es muss hiebei bemerkt w r erden, dass schon durch das Patent der Kaiserin Maria Theresia vom 12. September 1749 mit dem Verbote der Einfuhr fremder Artikel begonnen worden ist.

Reges Leben, rasches Vorwärtsschreiten charakterisiren jene Epoche, und die im Jahre 1770 erschiene ne Qualitätenordnung, welche genau die Breite und Fadenzahl der zu webenden Stoffe normirte, zeigt, w r elch namhafte Menge von Stoffen in Wien bereits zu jener Zeit angefertigt wurde.

Es kommen darin folgende Gattungen vor : 2 )

1. Ganz reiche, halbreiche und broschirte Stoffe der schweren Art;

2. Bordure -Westen ;

3. reiche oder bloss seidene Peruviennes ;

4. schwere broschirte Seidenzeuge mit Cannelé-Boden ;

5. geringe, broschirte, sogenannte französische Zeuge;

6. broschirte, mit Gold und Silber vermengte Halbseidenstoffe.

7. wie Nr. 4;

8. Ras de Sicile oder zweifärbig geblümte Zeuge;

9. sogenannte Triomphantes ;

10. Sevilles;

11. Spalierdamaste;

12. Florentiner Damaste;

13. Lucheser Damaste;

D In dieser Richtung ist seither ein wesentlicher Umschwung eingetreten und ist es sehr erfreulich, constatiren zu können, dass die energischen Massregeln des königlich ungarischen Ackerbauministeriums durch das Landes-Seidenbau- inspectorat in Szegzard im Decennium 18801890 ausserordentlich günstige Erfolge erzielten, welche noch im Verlaufe unserer Geschichte zur Darstellung gelangen werden.

2 ) SieheDarstellung des Fabriks- und Gewerbswesens im österreichischen Kaiserstaate, vorzüglich in technischer Beziehung. Herausgegeben von Stephan Edlen v. Keess (geboren 1774, gestorben 1840), erstem Commissär bei der k. k. niederösterreichisehen Fabriksinspeetion, Wien 1824.