Technische Details.

Aus dem anlässlich der Weltausstellung in Wien 1873 heraus­gegebenen, schon öfter citirten Werke:Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs, welches Daten enthält, auf die wir mehrmals uns bezogen, beabsichtigen wir noch auf dasjenige zurückzukommen, was für uns in technischer Beziehung von Belang ist.

Von den vielen aus jener Zeit herrührenden Erfindimgen und Verbesserungen, die Leistungsfähigkeit der Stühle zu erhöhen,*) sei das interessante Factum erwähnt, dass bereits 1806 von Andrae & Bräunlich Sammtstühle construirt wurden, um zwei Stücke übe.r einander zu weben und dann auseinander zu schneiden, ein genialem Princip, dessen vollendete Durchführung erst späterer Zeit Vorbehalten blieb. * 2 ) Der Bandstuhl begann dazumal seine Umgestaltung vom einfachen Handstuhle zur vielläufigen Mühle und wurden auch zu jener Zeit schon Versuche gemacht, die allerdings primitiven Mühl- stiihle durch mechanische Kraft in Betrieb zu setzen. So nahmen 1792 Müller & Eisenmayer ein Privilegium auf neu erfundene Mühlstühle; 1809 erfand Günther eine Schubstuhlmaschine, 1811> liess Franz Alois Bernard die Erfindung eines Stuhles, um mehrere fa^onirte Bänder zu gleicher Zeit zu arbeiten, patentiren. 1816 nahmen Th. Bischof und Bernh. Ne uff er Privilegien auf Miihlstühle mit mechanischem Kraftgetriebe und Schützenregulatoren.

Der Mühlstuhl erfuhr überhaupt in Wien die mannigfachsten Verbesserungen; heute noch unterscheidet sich die Wiener Con- structionsweise von der ausländischen und dürfte letzterer, was Leichtigkeit der Handhabung betrifft, wohl vorzuziehen sein.

Die bis in die neueste Zeit in den inländischen Fabriken fast ausschliessend verwendete Spindellade wurde von Philipp Haas (Gründer der weltbekannten Firma Ph. Haas & Söhne) erfunden und eingeführt. Das System derselben wurde von Wiener Construc-

9 So erfanden im Jahre 1802 Maurer & Geiger, 1803 Leidold Doppel­webstühle, auf denen zwei Stücke neben einander gewebt werden konnten.

2 ) In der That bestehen in neuester Zeit eiserne Kraftstühle in Ausübung, die sogar drei Paar Sammtstücke neben einander weben; je zwei Sammte über einander dann durch ein an der Lade hin- und herfliegendes Messer im Flor aus­einander geschnitten werden.

Ein derartiger Kraftstuhl erzeugt in der Woche circa 70 Meter Sammt gewöhn­licher Breite. Hauptsächlich hängt die Schönheit des Sammtes vom reinen Schnitte ab, daher die sinnreiche automatische Schleifvorrichtung des Messers einen wesent­lichen Bestandtheil dieses Kunststuhles bildet.