Erfolg, woran hauptsächlich die dazumal viel zu wenig genügende' Färberei und Appretur Schuld trugen.

Auch in letztgenannte^ Artikeln fand nach ein paar Decennien schon ein gewaltiger Umschwung statt, da andere Moden, welche in Folge des regen Eisenbahnverkehres selbst die Kreise der Land­bevölkerung erfassten, die altgewohnten Kleidungsstücke verdrängten.

Schliesslich wollen wir noch einen in den Fünfzigerjahren neu erfundenen Artikel, die Chenillenwaare, erwähnen, welcher einige Zeit geradezu Furore machte.

Es dürfte wohl der hiesige Seidenzeugfabrikant Siebert der Erste gewesen sein, welcher Chenillentücher aus Seide erzeugte; wenigstens wurde von ihm erzählt, dass er mit seiner Fabrication sehr geheimnissvoll that und jeder Webstuhl in seiner Werkstätte durch Wände verhüllt war, um dasAbschauen zu verhindern. Dessenungeachtet gelangte diese Production in wenig Jahren in andere Hände, so z. B. befassten sich Backhausen, insbesondere Zell damit, welch letzterer eine eigene Fabrik zu diesem Zwecke in Penzing unterhielt, wahrhaft prachtvolle Waare producirte und bedeutende Exportgeschäfte damit machte.

Die Chenillenwaaren,*) hauptsächlich Tücher und schmale Schärpen, erhielten sich nicht so lange als dieShawls * 2 ). Die Erzeugungs­weise derselben war lange schon in Bezug auf deren Technik bekannt (mindestens Chenillen allein waren bereits seit alter Zeit Yerzierungs- artikel gewesen); doch gelang es der Wiener Industrie fast mit einem Schlage, durch Anwendung schöner, farbenprächtiger Blumenmuster den Markt fast ausschliesslich zu erobern. Nahezu ein volles Decennium, von 18501860, arbeitete fast jeder, auch der kleinste AYeber in Chenillenartikeln, denn die Herstellung erforderte keine Jacquardmaschine und genügte die denkbar einfachste Stuhlvorrichtung. Man ging bald von besseren Webematerialien von Seide auf Baumwolle und dann auf die schlechtesten und billigsten über, und dadurch war bald der ganze

0 Seite 84 aus dein Werke: Entwicklung von Industrie und Gewerbe in Oesterreich in den Jahren 18481888. Herausgegeben von der Commission der Jubiläums-Gewerbeausstellung, Wien 1888.

2 ) Die Shawlfabrieation, zu welcher auch Seide in Verwendung kam, zunächst für Kette, während zum Schuss feine Schafwolle, nur selten auch etwas Seide und in diesem Falle Chappeseide gebraucht wurde, ist im Laufe einiger Decennien in den Vierzigerjahren beginnend schwungvoll und rühmlich in Wien betrieberf worden, doch wegen Aenderung der Mode in neuerer Zeit gänzlieh vom Schauplatze verschwunden.

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