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seidenatlasse angenehmer weich an; da endlich die englischen Ge- spinnste kaum den zehnten Theil des Preises der Trama kosten und das Färben billiger wie für letztere zu stehen kommt, so ist es ganz natürlich, dass der Bezug von englischem, gasirtem Bauimvollzwirn bei uns immer mehr in Aufnahme gekommen ist, und dies umso­mehr, als englische Gespinnste noch zu vielen anderen Stoßen, ins­besondere zu Sammt, verwendet werden; auch die Bandfabrication hat darin grossen Bedarf.

Da bekanntlich bei den Stapelartikeln der Grossindustrie immer die Tendenz vorwaltet, die Preise billiger zu stellen, so war dies auch bald hier der Fall. Statt der beziehungsweise theueren, englischen Zwirngespinnste, z. B. Nr. 120, wendete man nun einfaches in­ländisches Baumwollengarn Nr. 60, oder gar nur Nr. 40 von prima Qualität an; bei der Weberei gewöhnlicher Baumwolle-Cops sich be­dienend, die mindestens um die Hälfte des Preises der englischen gasirten Baumwollzwirne erhältlich sind. Derlei Stolfe, aus roher Seiden- (meist Grège-) Kette mit Baumwollschuss bestehend, müssen dann durch Gasflammen gesengt werden, wodurch sie, den haarigen Anflug verlierend, ein feines, glänzendes Aussehen erlangten. Hierauf werden sie der Färbung unterzogen, eine Procedur, welche viel schwieriger ist, als wenn die Färbung des Fadens vor der Verwebung jedes Material separat stattfindet; doch die Färber, von dem drängenden Bedürfnisse, gemischte Gewebe zu färben, aufgestachelt, haben sich mit Eifer und Intelligenz bereits über alle Schwierigkeiten hinweggesetzt, und es ist die Stückfärberei nun wahrhaft eine Kunstfärberei geworden, die schon recht schöne Erfolge erzielte. Die Stückfärberei, in neuester Zeit ein Hauptindustriezvveig geworden, gewährt übrigens den grossen Vortheil vor der Färberei im Faden, dass bei genügendem Vorrathe an Rohwaare Bestellungen auf beliebige Farben innerhalb einiger Tage leicht effectuirt werden können, was bei der Fabrication mit gefärbten Materiale Monate Zeit erfordern würde.

Nach der Färbung wird die Waare selbstverständlich der Appretur unterzogen. Einen vorzüglich pastosen Griff und erhöhten Glanz erhält dieselbe noch durch eine warme Pressung mittelst sogenannter Press­späne (steifer, glänzender Cartons).

Der billige Preis von 3040 kr. ö. W. per Meter für diese 60 Centiineter breiten Halbseidenatlasse von hübschem Ansehen hat denselben zu Hutfutter, Cartonagewaaren, selbst für Confection grossen Absatz verschafft.