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haftigkeit und Lichtechtheit, d. i. Widerstandskraft gegen die Ein­wirkung des Sonnenlichtes besitzen ; derart wurden Orlean, Orseille, Curcuma (Gelbwurz) etc. verwendet und durch diese Art allmälig die Alaunfarben verdrängt.

Einige Zeit darnach wurde die Anwendung der aus Amerika bezogenen Cochenille (Schildläuse) bekannt. Die damit gefärbten Seiden wurden als cochenillerothe (echt karmoisin) sehr geschätzt, da sie sehr feurig und besonders dauerhaft gefärbt waren.

Wegen der Echtheit wurde cochenille-karmoisin gefärbte Seide (Organzin und Trama) bisweilen durch Orleangrund in hellerer, orange­artiger Nuancirung, zur Erzeugung von Möbelstoffen und Zimmer­tapeten, insbesondere zur Anfertigung von Damast für Kirchenfahnen und Kirchenspalieren in Verwendung gebracht.

Die in neuerer Zeit aufgetauchten rothfärbenden Theerfarben, welche statt Cochenilleroth angewendet werden, sind wegen ihrer Licht­empfindlichkeit (baldiges Verblassen im Sonnenlichte) ein ungenügender Ersatz für Cochenillefarbe, einzelne derselben geben jedoch dem Coche­nilleroth analog echte Färbungem^j

Eine hervorragende Erfindung im Jahre 1811 war das sogenannte Raymondblau, nach dem Erfinder so benannt; es wurde dadurch her­gestellt, dass man mit gelösten Eisensalzen beizte und mit blausaurem Kali (gelbes Blutlaugensalz) ausfärbte. Es findet diese Methode heute noch beim Schwerschwarzfärben Anwendung.

Bedeutend brillanter in Farbe als das Raymondblau war dasBleu français (Bleu Napoleon).

Es entsteht dadurch, dass man dem Eisenbade (salpetersaures Eisen) zuerst Schwefelsäure und dann chemischreines Zinnsalz hinzu­fügt, und (ohne Seifenpassage) bloss gewaschen, auf einem zweiten Bade mit gelbem Blutlaugensalz (Ferrocyankalium) und rothem Blut­laugensalz (Ferricyaukalium) färbte, u. zw. derart, dass man mehrere Züge auf dem ersten und zweiten Bade machte, j

Nach dem Färben wurde gut gewaschen'unä eine Avivage mit Zusatz von feinem Baumöl, welches mit concentrirter Schwefelsäure gelöst wurde, gegeben.

Der Färbeprocess war sehr schwierig, da die geringste Verun­reinigung des Zinnsalzes die Farbbäder trübte und schmutzige Nuancen lieferte, während ein Zuviel von Schwefelsäure die Seide selbst schädigte.