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Die Anwendung desBleu français barg in der ersten Zeit seines Auftretens eine grosse Calaraität für die Fabrikanten in sich, insbesondere für die Seidenweber, welche die häufig durch die Schwefel­säure angegriffene und dadurch sehr mürbe gewordene Seide kaum zu verarbeiten im Stande waren; und gelang es endlich, den Stoff fertig zu bringen, so ging derselbe bald beim Gebrauche zu Grunde.

Nach und nach gelang es zwar den Färbern, das reizendeBleu français solide, ohne Schädigung der Seide, herzustellen, doch war das immer eine heikliche Procedur, die Meister und Gesellen beim Verweben mit Sorge erfüllte. Der Niederösterreichische Gewerbeverein schrieb in den Yierzigerjahren einen Preis, bestehend in der kleinen goldenen Medaille im Wertlie von 500 fl., fürBleu français aus, da die bisher übliche Methode, bei jeder Schattiruug die hellen Nuancen mit präparirtem Indigo (Compositionsblau), die dunklen mit blausaurem Eisen (Raymondblau) zu färben, den Nachtheil mit sich brachte, dass sich die verschiedenen Farbennuancen an der Luft, in der Appretur und beim Pressen verschieden verhielten, und war daher das fran­zösische einheitliche Verfahren, dem man auf die Spur kommen wollte, von grossem Werthe. Trotz wiederholter Ausschreibung dieses Concurses lieferte derselbe kein befriedigendes Ergebniss, da die eingereichten Proben den französischen nachstanden.

Eine besonders beliebte Farbe war Chromgelb; die Seide wurde mit essigsaurem Blei gebeizt und mit chromsaurem Kali ausgefärbt.

Als die Anwendung des Safflors (Blumenblätter von Oarthamus tinctorius) zum Färben von Inearnatroth und -Rosa bekannt wurde, machte dies Sensation. Die Farbe ist leicht vergänglich, dennoch wurde für das Färben von einem Wiener Pfund Seide mit stark gesättigtem Roth der Preis von 10 bis 20 fl. ö. W. an Farblohn bezahlt.

Ein damals hervorragender Seidenfärber Wiens, Namens Salzer, unterhielt um die Mitte des XIX. Jahrhunderts in Unter-St. Veit bei Hietzing eine grossartige Safflorwäscherei. Der Safflor muss nämlich wegen Beseitigung eines gelblichen, werthlosen Farbstoffes gewaschen werden, welche Procedur dadurch bewerkstelligt wird, dass der in Säcken eingenähte, vom Wasser imprägnirte Safflor mit Füssen ge­treten, ausgepresst wird. Bei der weiteren Behandlung dieses Farbe­stoffes spielte auch die Citronsäure eine Rolle, daher ist beim Betreten der übrigens sehr reinlich gehaltenen Arbeitsräume ein lieblicher Citronengerueh zu verspüren gewesen. Nachdem der gelbe Farbstoff entfernt worden, "wurde das eigentliche Roth mit einem Alkali auf-