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Unserem Vaterlande ging- leider muss dies gesagt werden der Nutzen dieser grossen Erfindung verloren, da selbst heute noch (obwohl von verschiedener Seite Versuche zur Erzeugung von Theer- farben gemacht wurden) solche Fabriken bei uns nicht bestehen.

Laut dem erst vor Kurzem veröffentlichten Berichte unseres Con- sulates in Shanghai sind daselbst bei 4 Millionen Mark Theerfarben (deutschen Ursprungs) auf dem Lager.

Um den historischen Gang einzuhalten, sei noch erwähnt, dass die Entdeckung von Violet und Blau rasch der Fuchsine folgte, 1863 Lightfood das Anilinschwarz, 1868 Grübe & Liebermann das künstliche Alizarin als Ersatz für Krapp entdeckten, und war diese Entdeckung von der grössten Bedeutung, da sich auf dieselbe ein neuer Industriezweig, derjenige nämlich der Alizarinfarbenstoffe grün­dete. Im Jahre 1874 entdeckte Baeyer das Eosine, welchem 1877 Os.. Döbner mit der Erfindung des Malachitgrün folgte.

Erst im Jahre 1880 gelang es Baeyer, nach jahrelangem Forschen den Indigo künstlich darzustellen, und nun folgten rasch die Erfindungen des Alizarinblau, Auramine, Benzoazurine etc. etc.

Obgleich die Färberei und Druckerei durch das sogenannte Appreturverfahren, welches nach dem deutsch-französischen Kriege im Jahre 1870, durch die Einbeziehung von Elsass-Lothringen (wo diese Industriezweige hoch entwickelt) viel zu leiden hatten, so schritten diese bei uns doch immer vorwärts.

Als endlich nach langem Kampfe dasAppreturverfahren, dank der Initiative des Ersten österreichischen Färbertages, aufgehoben wurde, nahm die Entwicklung des Färbens und des Drückens in Oesterreich raschen Aufschwung, so zwar, dass die heute in grossem Massstabe mit allen Erfindungen der Maschinentechnik ausgestatteten Färbereien und Druckereien sowohl in Strang- als Stückwaare auch den weitest­gehenden Anforderungen zu entsprechen in der Lage sind und vielen tausenden Arbeitern Verdienst und Brot verschaffen.

Es sei schliesslich erwähnt, dass die ausgezeichneten Leistungen des vom Niederösterreichischen Gewerbeverein geschaffenen k. k. Technologischen Gewerbemuseums, beziehungsweise dessen Section für Färberei und Druckerei, zugleich als Versuchsstation functionirend, den Färbern öfters in kritischen Fällen ihrer Kunstübung hilfreich zur Seite steht, was dieselben dankbarst anerkennen.