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Schwammes mit Leimwasser, das sich jeder Zurichter durch Abkochen von Thierabfällen, auch Gummi oder Traganth, bereitete, befeuchtet und dann mittelst Kohlenfeuers getrocknet wurde. 1 ) Die weitere Be­handlung bestand im Pressen der Waare mittelst kräftiger Holzpressen, wobei auf Holzfeuer erwärmte Eisenplatten verwendet wurden. Traganth- gummi war nur für einige edlere Artikel in Verwendung; in wenigen Werkstätten wurden ausserdem Calander benützt, die mit einer Eisen­walze und einer mit Leinwand überzogenen Holzwalze versehen waren.

Um der Waare die zum Calandern nöthige Feuchtigkeit zu geben, wurde dieselbe vorher in Kellern ausgebreitet. Letztere Behandlung war auch bei G ianicelli in Uebung.

Bis zum Jahre 1840 dürften etwa 15 bis 20 Appreteure be­standen haben, von denen nur wenige mehr als 10 Arbeiter beschäf­tigten. Die meisten davon ermangelten der nöthigen Kenntnisse, waren ohne Vermögen und arbeiteten gedankenlos nach hergebrachter Schablone; die Arbeiter waren ungeschulte Leute, welche man nahm, wo und wie man sie fand, oft solche, die in ihrem eigentlichen Berufe keine Beschäftigung hatten: Schuster, Schneider, Maurer, aus­gediente Soldaten u. s. w. Dass diese dem Geschäfte kein Verständniss entgegenbrachten, ist begreiflich; überdies war der Arbeitslohn sehr gering, die Arbeitszeit unbegrenzt, oft bis Mitternacht, selbst dann, wenn der Geschäftsgang kein flotter gewesen.

Die kleinen Seidenzeugmacher brachten meistens Abends noch die tagsüber fertig gemachten Tücher, die am andern Tage regel­mässig appretirt abgeliefert werden mussten und dadurch die Nacht­arbeit nothwendig machten; kein Wunder also, wenn sich nicht die besten Elemente der Appretur zuwendeten. Dass durch das Zusammen­treffen aller dieser Umstände die Leistungen keine besonders guten sein konnten, ist leicht erklärlich.

Erst Anfang der Fünfzigerjahre machte sich ein leiser Um­schwung zum Bessern bemerkbar.

In einigen Anstalten wurden die Holz walzen der Calander durch Papierwalzen ersetzt, die wohl zunächst ohne richtige Vorkenntnisse und mit nicht zureichenden Mitteln angefertigt, ihrem Zwecke nicht vollständig entsprachen.

Es wurden Versuche unternommen, das Apprêt anstatt mit dem Schwamme, mittelst Quetschwalzen und demRègle (Lineal, Richt-

0 Wir haben schon von einer solchen Procedur bereits im ersten Theile unter dem TitelAppretur gesprochen.