scheit) aufzutragen; es wurden einige Arbeiter aus Crefeld heran­gezogen, aber es blieb noch immer bei der Kohlenfeuertrocknung und dem Handbetriebe.

Erst um das Jahr 1856 wurde eine Appretur mit Maschinen und Dampfbetrieb eingerichtet, welche sich aber weniger mit den Seidenwaaren des Wiener Platzes als mit den Halbseiden- und Eisen­garnerzeugnissen der Ascher Fabrikanten beschäftigte.

Moire wurde noch immer in der primitiven Weise mittelst der Presse hergestellt, nur fand für den damals beliebten Blumenmoire die gravirte Holzwalze bereits Anwendung.

Der eigentliche Aufschwung der Seidenwaaren-Appretur begann erst in den Sechzigerjahren, zu welcher Zeit ernstliche Anstrengungen gemacht wurden, die Appretur nach dem Lyoner und Crefelder Muster einzurichten. Einige Appreteure machten ihre Studien in den Haupt­orten der Fabrication und deren vorzüglicher Appretur und führten sämmtliche bewährte Einrichtungen des Auslandes in Wien ein.

Begünstigt durch eine glänzende Epoche des Aufschwunges der Fabrication in Oesterreich, entstanden vollkommen eingerichtete Appre- turanstalten in Wien, welche mit allen erforderlichen Maschinen und allen Erfindungen der Neuzeit ausgerüstet waren. Es wurden Lyoner und Crefelder Arbeiter engagirt, die Scheermaschinen für Sammte und die Gas-Sengmaschinen eingeführt. Die alten Holzpressen wurden durch mächtige hydraulische Pressen mit hohlen Dampfplatten ersetzt, ge­wöhnlicher Moire und Moire-antique mittelst hydraulischer Calander erzeugt und für Gouffrage der Sammte und Atlasse hunderte von gravirten Metallwalzen angeschafft. Der Handbetrieb wurde durch den Dampfbetrieb ersetzt, die alte Kohlenfeuertrocknung und der damit verbundene Schmutz, Staub und Kuss verschwanden, und Appretur­maschinen verschiedenartigster Construction besorgten das gleichmässige und richtige Aufträgen des Apprets, und die alten Spannrahmen mussten den mechanisch bewegtenKarnes sans fin Platz machen.

Die Veränderungen in der Mode von Kleiderstoffen aus Seide brachten naturgemäss auch Veränderungen der diesbezüglichen Appretur mit sich; durch den stets wachsenden Eisenbahnverkehr trat ein schnelleres Tempo im Modewechsel ein und manche Urmode gerieth auf den Aussterbeetat.

Der ungarische Bauer hat sich von dem Gradeituch einaneipirt, das charakteristische Kopf- und Umhängtuch der bäuerlichen Bevölke­rung ist verschwunden, und die bunten, mit Gold und Silber durch-