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aus dem Mittelstände lieber Erzieherin, Gesellschafterin, Kindergärtnerin, Stütze oder dergl. werden. Eine tüchtige Meierin ist weit schwerer als einFräulein u zu finden. Es wäre sehr wünschenswert, dass auch dem Berufe der ökonomin besser gebildete Mädchen sich zu­wendeten, die nach Aneignung einer gründlichen theoretischen und praktischen Fachbildun. hrem Stande eine grössere Achtung zu er­ringen vermöchten. Je geachteter ein Erwerbszweig ist, desto leichter wird seinen Vertreterinnen Familienanschluss im fremden Hause zu teil werden. Neuerdings lässt es sich der Verein zur Errichtung wirtschaftlicher Frauenschulen auf dem Lande angelegen sein, die Ausbildung der Ökonominnen gründlicher zu gestalten. Es gibt eine wirt­schaftliche Frauenschule zu Nieder-Ofleiden bei Homburg a. d. Ohm in Oberhessen und ein Institut in Helmstedt, das von der braun- schv _ ! gischen Regirung gegründet worden ist.

2. Die Molkereiyerwalterin

Dieser Beruf ist nur für junge Mädchen geeignet, die auf dem Lande oder in kleinen Städten aufgewachsen sind und etwas von Landwirtschaft und Tierzucht verstehen. Der Molkereiberuf ist lohnend, und es herrscht in demselben durchaus kein Überfluss an geschulten Kräften. Dass auch Frauen sich diese Schulung aneignen können, dafür sorgen eine Anzahl Molkereischulen, in Baden (Insel Mainau), Hannover (Banke bei Hitzacker), Lüneburg (Paese bei Meinersen), Ostpreussen (Carmitten bei Gr.-Raum und Warnikow bei Ludwigsort), Oberschlesien (Proskau bei Oppeln), Sachsen (Rötha bei Leipzig und Frei­bergsdorf bei Freiberg), Thüringen (Erfurt), Westpreussen (Czerwinsk), Böhmen (Friedland) u. s. w.

Der praktische und theoretische Unterricht erstreckt sich auf die Gewinnung und Eigenschaften, Prüfung und Behandlung der Milch, auf die Rahmgewinnung, die Butterbereitung, die Käsebereitung, die Rasse, die individuellen Eigenschaften und das Futter der Milchkuh, die Entstehung der Milch u. s. w.

Bei den praktischen Arbeiten in der Lehrmolkerei müssen die Schülerinnen alle Handgriffe so lange selbst ausführen, bis sie sich eine hinreichende Fertigkeit angeeignet haben; auch lernen sie die Molkereitabellen führen.

Ein Kursus dauert vier bis acht Wochen, das Honorar für den­selben variirt zwischen 10 30 M., das Kostgeld monatlich zwischen 4060 Mark.

Das Gehalt einer Molkereiverwalterin beläuft sich auf 800 bis 1200 M. bei freier Station. Sehr gut rentirt sich für eine tüchtige Molkereiverwalterin der Besitz einer Meierei, doch gehört dazu Kapital.