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Welche Stellungen können Frauen im Handel und Gewerbe finden? : Handbuch für die auf den Erwerb angewiesenen Mädchen und Frauen zugleich enthaltend statistische Mitteilungen über die weibliche Erwerbsthätigkeit, die Frauen-Erwerbsvereine u.s.w. / von T. Kellen
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Einzeln Belegen der Vorlesungen über Chemie und

Haushaltungskunde für das ganze Jahr. M. 20.

11. Kursus für Obst- und Gemüseverwertung: Das Einlegen und Einkochen der Früchte und Gemüse nach verschiedenen Methoden. Bereitung von Fruchtsaft, Fruchtliqueur und Beerenwein. Dörren von Obst, Ge­müsen und Pilzen, Dauer 1 Monat, wöchtentlich 2 mal 45 Stunden (dieser Kursus findet nur im August statt) 15.

Mit der Kochschule ist das Haushaltungs-Seminar verbunden, in dem die Ausbildung zur Leiterin von Haushaltungsschulen, zur Kochlehrerin und zur Wirtschafterin erfolgt.

Königl. Gewerbe- und Haushaltungsschule für Mädchen. Im Jahre 1897 ist in der Stadt Posen eine Mädchengewerbeschule unter dem Namen ,,Königliche Gewerbe- und Haushaltungsschule für Mädchen, verbunden mit Pensionat errichtet worden, die in erster Linie dazu be­stimmt ist, junge Mädchen in gewerblicher Beziehung fortzubilden, da­neben aber auch, soweit dies mit dem Hauptzweck vereinbar ist, mit den im Haushalte vorkommenden Arbeiten vertraut zu machen. Auch werden daselbst technische Lehrerinnen, Handarbeits-, Gewerbeschul- (Industrie-), Koch- und hauswirtschaftliche Lehrerinnen ausgebildet, die bei Besetzung solcher Stellen, bei denen der Regirung ein Ernennungs- oder Bestätigungs­recht zusteht, vorzugsweise berücksichtigt werden sollen. Der Lehrplan umfasst folgende Fächer: einfache Handarbeiten, Maschinennähen, Wäsche­anfertigung, Schneidern, Kunsthandarbeiten, Putzmachen, Waschen und Plätten, Kochen, Haushaltungskunde, Zeichnen, Malen und Handelsrächer (kaufmännisches Rechnen, Buchführung, Korrespondenz, Handels- und Wechselrecht, Stenographie und Schreibmaschine). Die Schule ist die einzige Staatsanstalt dieser Art in Preussen. Nähere Auskunft erteilt die Anstaltsleiterin Frl. Hermine Ridder.

II. Die Bekleidungs-Industrie

Weben und Spinnen ist jetzt vom Lande fast ganz verschwunden. Die Landfrauen haben sich bereits ganz an den Einkauf fertiger Stoffe von Hausirern und von den Landkrämern gewohnt. Überdies verfügen die landwirtschaftlichen Betriebe heute nur noch über ein sehr beschränktes weibliches Hausgesinde, das nicht einmal im Winter Zeit zum AVeben und Spinnen übrig haben würde. Auch die An­fertigung der Kleider erfolgt meist nicht mehr im Hause; entweder werden sie in Konfektionsgeschäften fertig gekauft oder von Berufs­schneiderinnen angefertigt.

Es ist selbstverständlich, dass das Anfertigen weiblicher Kleidungs­stücke, sowie der zierlichen Kopfbedeckung von Frauen besorgt wird. Es ist sonderbar, dass man es dem Mann nicht als Heraustreten aus seiner Berufssphäre verübelt, wenn er in dieses eigentlichste Arbeits­gebiet der Frau eindringt. Viele vornehme Damen lassen ihre Robe

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