12

bringende Beschäftigung finden, wenn sie rechtzeitig die nötige Vor­bildung erhalten hätten.

Ein neues Terrain, das der Gesundheitspflege, ist gegenwärtig das Kampfobjekt, und da scheint der Widerstand schwerer zu bewältigen als im Gewerbe. Seit Hippokrates ist es ein männliches Gebiet und die Männer werden es nicht leicht aufgeben. Gegenüber dem Ein- wande, den Frauen fehle die innere Befähigung zur Medizin, fällt die offenbare Befähigung der Frauen zur Krankenpflege schwer ins Ge­wicht. Möglich ist, dass sie sich für die schwereren chirurgischen Operationen nicht eignen, allein ausserhalb diesen bleibt ihnen auf dem Gebiete der Heilkunde doch noch ein sehr weites Arbeitsfeld übrig.

Nicht gehindert wurde die Frau in der Konkurrenz in Bezug auf die schönen Künste, Litteratur, Malerei, Skulptur, Musik. Wenn wir in der Litteratur erhebliche und achtbare Leistungen sehen seit Sappho, so fehlt doch der Frauenarbeit das, was Parteien schafft, was Schulen gründet. Was will eine Angelika Kaufmann, was eine Rosa Bonheur heissen gegen die Reihe der gottbegnadeten Künstler, die die Welt seit Jahrhunderten mit ihrem Farbenzauber erleuchten? Wo das Weib dem Manne am nächsten kommt und ihn zuweilen sogar überragt ist die Bühnenkunst (Schauspiel und Gesang).

III. Die Frauen-Erwerbsthätigkeit im Deutschen Reiche

Von der gesamten am 14. Juni 1895 gezählten Bevölkerung waren 26 361 123 weiblichen Geschlechts, von diesen waren 5 264 393 hn Hauptberuf erwerbsthätig; einschliesslich der Dienstboten waren es 6 578 350 weibliche Erwerbsthätige, so dass rund ein Viertel der weib­lichen Bevölkerung (24,96°/ 0 ) als erwerbsthätig zu betrachten war, während das bei der männlichen für 3 /s zutraf. Man ersieht dies des Näheren aus folgender Übersicht:

Personen (1895)

männli

absolut

che

% d. m. Bevölk.

weibli(

absolut

ihe

0 /o d - Bevölk.

1. Erwerbsthätige . . .

15 506 682

61,03

5 264 408

19,97

2. Dienende.

25 364

0,10

1 313 954

4,99

3. Angehörige.

8 850 061

34,83

18 667 214

70,81

4. Berufslose.

1 027 052 I 4,04 Personen (1882)

1 115 549

4,23

1. Erwerbsthätige . . .

13 372 905

60,38

4 259 103

18,46

2. Dienende.

42 510

0,19

1 282 414

5,56

3. Angehörige.

8 082 973

36,49

16 827 722

72,94

3,04

4. Selbständige ....

652 361

1

2,94

702 125