170

einen Hilfsverein für weibliche Angestellte, die zu ihren Aufgaben auch die Stellenvermittlung zählen. (Siehe Vereine.)

3. Arbeitsnachweis der gemeinnützigen Vereine und Anstalten, der Gemeinden und anderer öffentlicher Ver­bände und Verwaltungen. Es giebt zahlreiche gemeinnützige, kommunale und Verbands-Arbeitsnachweise, die ausser den Arbeitern auch den Arbeiterinnen offen stehen. Sie haben sich zu einem Verband zusammengeschlossen, dessen OrganDer Arbeitsmarkt von Dr. J. Jastrow herausgegeben wird. Die Organisationen, die sich besonders mit der Beschaffung von Arbeitsgelegenheit für weibliche Personen beschäftigen, sind sehr mannigfacher Art. Diese Nachweise lassen sich in solche für die höhere Art weiblicher Arbeit und solche für die niedere Art weiblicher Arbeit ein teilen. Jene lehnen sich in der Regel an Bestrebungen an, die auf entsprechende Ausbildung weib­licher Arbeitnehmer für die bezüglichen Erwerbszweige gerichtet sind. Diese dagegen gehen von solchen Vereinen aus, die vorzugsweise den Schutz der Arbeiterinnen und Dienstboten gegen sittliche Gefahren be­zwecken. Zu der ersten Art gehören hauptsächlich zwei Organisationen, die durch ihre umfassende, dem Stellenvermittlungswesen gewidmete Fürsorge besonders bekannt sind, nämlich der Letteverein und der badische Frauenverein. (Siehe Vereine.) Die Stellenvermittlungen für Arbeit niederer Art haben ihren Anschluss an Mädchenherbergen, Arbeiterinnenheime, Dienstbotenschulen und Anstalten, in denen arme Mädchen zur Hauswirtschaft erzogen werden; eine solche Anstalt ist z. B. das Amalienhaus in Berlin in der Motzstrasse. Ein grosser Teil dieser Vereine hat konfessionellen Charakter. Auch der Verein zur Hebung der Sittlichkeit besorgt die Stellenvermittlung; der Berliner Verein unterhält die Mädchen herb erge und Stellenvermittlung an der Börse im Stadtbahnbogen. Auch der Verein Jugendschutz, das Pestalozzi-Fröbelhaus und der Berliner Hausfrauenverein befassen sich mit der Stellenvermittlung.

Das Stellenvermittlungsbureau des Lettevereins (Berlin SW., Königgrätzerstr. 90. Vorsteherin: Fräulein Margarete Kabisch) vermittelt feste Stellen, sowie zeitweilige Beschäftigungen für alle den Frauen jetzt offenstehenden und denselben sich nach und nach eröffnenden Berufs­zweige für Berlin und nach ausserhalb. Nach Besetzung einer Stelle durch das Bureau werden beide Teile aufgefordert, Mitglieder des Lettevereins zu werden, oder einen einmaligen Beitrag zu zahlen. Der jährliche sowie der einmalige Beitrag beträgt mindestens 3 Mark, wofür die Stellesuchenden das Recht haben, während eines Jahres hei einem etwa notwendigen Wechsel sich wieder an den Verein zu wenden, ohne dass sie verpflichtet wären, aufs neue einen Beitrag zu zahlen. Die Mitgliedskarte dient als Legitimation. Zur Deckung der Auslagen für Porto ist eine Einschreibe­gebühr von 1 Mark zu zahlen.

Das vom badischen Frauenverein unterhaltene Stellenver­mittlungsbureau für Frauen und Mädchen aus gebildeten Ständen besorgt Stellen für Gesellschafterinnen, Erzieherinnen, stell­vertretende Hausfrauen, Stützen der Hausfrau, Wirtschafterinnen, Vor-