STRAMIN- UND LEINENST ICKE REt

145

Am Original sind die vier, ein Feld bildenden Theile durch eine Reihe schwarzer Stiche getrennt; die Farben in diesen Theilen wechseln so ab, dass das im Typenmuster roth ge­füllte Feld, auf der linken Seite und dann über dem ersteren stehend, blau auszuarbeiten ist, während das linke obere Feld wieder der gegebenen Vorlage gleich zu halten ist.

Die in roth, blau und grün eingetheilte schmale Umrandungs­borde wird nach der breiten Borde, Abb. 291, welche den äusseren Abschluss des Teppiches bildet, noch einmal wieder­holt. Bei der breiten Randzeichnung, Abb. 291, ist das Wechseln der Grundfarben sehr anzuempfehlen, auch können die hier ge­gebenen Motive verschiedenartig umstellt und aneinanderge­reiht werden.

Die Leinenstickerei. Mit der Straminstickerei eng ver­wandt ist der Arbeitszweig, welcher als Altdeutsche Leinen­stickerei seit einigen Jahren wieder der Frauenwelt willkommene Abwechslung bietet. Der einfache Kreuzstich, wie er in Abb. 253 dargestellt ist, wird wohl heute vorwiegend für Leinen­stickereien angewendet, doch ist er nicht so edel, nicht so reich in der Wirkung, als der doppelseitige und der italienische Kreuz­stich, als der griechische Stich und als so mancher andere, welche stets unsere Bewunderung und unser Staunen erregen, wenn wir sie an den schönen mustergiltigen Schöpfungen be­trachten, die zwischen dem i5. und 17. Jahrhundert unter der Nadel kunstsinniger Frauen erstanden.

Die Stoffe. Die meisten dieser Stickereien sind auf ganz feinem Leinengrund hergestellt. Auf solchem Stoff zu arbeiten, erfordert gleichviel Geduld und Zeit; selten nur wird man in unseren Tagen die zu solchen Arbeiten nothwendige Aus­dauer finden. Es hat daher die Industrie, dem Zeitgeist Rech­nung tragend, ausser den feinen Haus-, Antik- und Bauern- Leinen, Gewebe aus kräftigen, runden, leicht zählbaren Fäden erzeugt, auf welchen die Stickmuster unmittelbar und mühelos übertragen werden können. Auf Cuba-, Ceylon- und Batavia- Leinen entstehen grosse Kreuzstiche, kleiner gestalten sie sich aber immer auf Zwirn-Canevas, Russisch-Leinen, Congress- stoffen, Holbein- und Siebmacherleinen.

Die meisten Leinenstoffe sind gebleicht, ungebleicht oder