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gewesen, 1 ) ist die von dieser Hofstelle angeregte Vermehrung von Webstühlen in einer und der anderen Fabrik klargestellt.

Schliesslich muss der für uns sehr wichtige Punkt 29 des Zunft­briefes von Josef I. hervorgehoben werden, des Inhaltes, dassden drei Handelsleuten Peter Bassardi, Joh. B. Bussi und Math. Hengstberger die seit der Zeit, als Bratti solche Fabrik zum ersten­mal eingeführt und in dem neuerbauten Armenhaus vor dem Schotten- thore wirklich ausgeübt, bisher mit Aufwendung vieler Spesen das Werk fortgetrieben und erhalten haben, erlaubt wurde, diese Fabrik, so lange sie leben, unter gewissen Modalitäten fortzuführen, woraus zweifellos erhellt, dass Bratti der thatsächliche Gründer besagten Fabricationszweiges gewesen ist 2 ).

Selbstverständlich setzt die Gründung einer Bruderschaft eine schon bestehende Zahl hierauf reflectirender Theilnehmer voraus, und da weiters die Vermuthung nahe liegt, dass die ersten Seidenweber viele Mühe gehabt haben werden, sieh emporzuarbeiten, hauptsächlich wegen gleichzeitig schleppender Entwicklung der unentbehrlichen Hilfsgewerbe, und anzunehmen ist, dass die Vermehrung der Seiden­weber in erster Periode nur langsam von statten ging, so werden wir nicht fehlgehen, den eigentlichen Anfang der Seidenweberei in das letzte Viertel des XVII. Jahrhunderts zu verlegen.

Ferner entnehmen wir aus einem den Färbern Wiens ertheilten und von Kaiser Carl VI. 1714 bestätigten Zunftbrief nachstehenden Passus: ... ist zwar denen biirgl. Färbern, balt nach dem

weyland Barthol. Brian gl und dessen Erben den 30. August 1670 zur Aufrichtung einer Tuch-Färberei auf 25 Jahre ertheilten Privilegio krafft allergnädigster Resolution den 3. November 1677 verwilligt worden, dass Sie in Ihren allezeit üblichen Lein- und Sei den-Fär­bereien, eontinuiren.

Es ist hier das erstemal, dass in den Färberurkunden von Seidenfärberei die Rede ist. Durch das Bestehen derselben mag den Seidenzeugmachern damaliger Zeit allerdings willkommene Gelegenheit geboten worden sein, ihre Bedürfnisse in Bezug auf Färbung der

D Protokoll der Hof-Commercial-Commission vom 8. November 1727.

2 ) Leider lässt sieh nicht genau eruireu, wann Bratti seine Fabrik gegründet hat; doch hatte schon früher unter Kaiser Leopold I. der Hof-Kammerpräsident Graf Ludw. Georg Sinzendorf den Versuch gemacht, durch den bekannten Techno­logen und Nationalökonomen Dr. Joach. Becher in Niederösterreich die Seiden­zwirnerei, die Seidenfärberei und die Seidenwirkerei einzuführen.