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nützlichen Gelehrten sei. Derselbe, dem Kaiser und Sinzendorf von respectabler Seite warm empfohlen, kam im Jahre 1666 wegen Austragung wichtiger eommercieller Missionen nach Wien, wobei er auch von der neugegründeten bayerischen Seidencompagnie beauftragt war, ein Niederlagsprivilegium für die gesammte Seidenmanufactur in den kaiserl. Erblanden zu erwirken, so wie dies in den churfürstlichen Landen der Fall ist. Aus alldem ist die Bedeutung dieses Mannes er­sichtlich, mit welchem Siuzend orf auch sogleich inUnterhandlung trat.

In Bechers Programm (General-Bedenken) nehmen die Förderung von Handel und Gewerben sowie die Vorschläge zu deren Durchführung den ersten Bang ein, und wird hauptsächlich die Seidenmanufactur als leicht ausführbar hervorgehoben, die Arbeit und Verdienst schafft, die verhindert, dass so viel Geld ins Ausland wandert und um so leichter prosperiren kann, als die Lebensmittel, beziehungsweise die Löhne in den Erblanden viel billiger als im Auslande seien. Becher erörtert die Manufacte, das Rohmaterial, die Seidenmärkte, die Färbemittel sowie die Arten der Verarbeitung- Vorläufig könnten Seidenband- und Strumpfmühlen in Verwendung kommen, von denen erstere in einem Tage zehn Stück Band und letztere ein Paar Strümpfe zu stände bringen. Nach einem Calcul Bechers liesse sich für einen Ballen Ardasserseide *) ein Gewinn von 50 Percent allein bei Stepp- und Nähseide erzielen, der bei weiterer Verarbeitung sich noch erhöhe. Es bedürfe zur Anlage nur eines Privilegiums mit einem Capital von 5000 fl., um auf zwei Mühlen Seide spinnen und daun färben zu können.Risico sei keiner dabei, es wäre denn die Sach, dass man die Priviligien rumpiren und in ipsa portu mit Fleiss naufragium begehen wollte, und schliesst mit den Worten:Ich sage noehmahlen, dass man solches Kleingeld Almosen weis Zusammentragen und diese edle Manufactur damit er­heben sollte, wann ja kein anderes Mittel wäre, solches zu bekommen.

Es ist begreiflich, dass derlei Aeusserungen auf Sinzendorf einen grossen Eindruck bewirkten, zumal in einem Lande, in welchem bezüglich der Seidenzucht und Seidenbearbeitung schon beachtens- werthe Anfänge bestanden * 2 ).

0 Unter Ardasserseide (auch Meerseide genannt) versteht man kleinasiatisehe, nämlich Smyrnaseide, später auch türkische, im Gegensätze zu italienischer oder französischer Seide.

2 )Die lebenskräftigen Ansätze einer Seidenmanufactur im Gebiete des heutigen Oesterreich, sagt Dr. Karsehulin,waren in Eoveredo, wohin die Ve-