Noch im Februar 1666 wurde nach Bechers Entwurf das Collegium Commerciorum, die erste Behörde für Handel und Gewerbe in Oesterreich, hauptsächlich zu dem Zwecke errichtet,um den Im- und Export, sowie die Preisschwankungen und deren Ursachen zu studieren und diente zur Ueberwachung der Handels- und Gewerbsleute, der Compagnien und Zünfte; dieselbe hatte auch darauf zu achten, dass Rohproducte und Manufacte aus erster Hand bezogen werden.

Schon bei der ersten Sitzung des Commercien-Collegiums ist die Specialbehandlung einer projectirten Seidencompagnie 1 ) in Besprechung gezogen worden, deren Hauptartikel zur Klarstellung des Unternehmens auszugsweise hier angeführt erscheinen:

Art. I.:Mitglied kann jedermann ohne Unterschied der Religion oder der Nation werden. Die Beschaffung und Sicherstellung der Capitalien ist den Mitgliedern überlassen. Die Leitung und Vertretung der Compagnie steht bevollmächtigten Deputirten zu.

nezianer, denen das Land in den Jahren 1417 bis 1509 gehörte, den Maulbeerbaum verpflanzten. Der Veronese Girolamo Savioli errichtete 1540 das erste Seiden- filatorium mit Benützung der Wasserkraft des Leno und machte Versuche mit Seidenweberei. Aber diese letzteren missglückten. 1578 liessen sich die Gebrüder Verleger in Roveredo nieder und errichteten dort 1580 ein Filatorium, ebenfalls mit Benützung des Leno, als ein Filatorio reale. 1615 liessen sich die Nürnberger Volkmann undDatterer dort nieder; 1650 Fredigotti-Rosmini, alle vier als Seidenhändler. Die Produete von Roveredo stiegen erst 1670 im Werthe, als dorthin aus Bassano die Kunst, feine Organsin und Trama zu spinnen, importirt wurde. Bis nach 1700 lieferte Roveredo seine Waaren nur nach Bozen, dem Hauptmarkte für Seide an der Etsch.

Zur Zeit des dreissigjälirigen Krieges erneute sich das Interesse für Seiden­bau. Wallen stein wollte auf seinem Gute Gitsehin Seiden- und Wollarbeiten einführen, ,ehe die Maulbeerbäume gross geworden, so kann man die Seda cruda aus Welschland einführen. 1 Dazu stimmt die Nachricht, dass sich Don Balthasar Maradas mit einem Capitale von 200.000 Reichsthalern und andere Kriegshäupter mit dergleichen Capitalien an einer Julianischen Fabrik um 1628 betheiligt haben. Die Fabrik scheint sich nicht gehalten zu haben. Da Maradas, ein gebürtiger Spanier, Landeseommandant in Böhmen war, so ist es nicht unmöglich, dass diese Fabrik in Böhmen bestand: dass die spanischen und italienischen Offieiere die An­regung gegeben, erscheint wahrscheinlich.

Sinzendorf soll 1653 Belehrungen über die Cultur der Maulbeerbäume und die Aufzucht der Seidenwürmer, wahrscheinlich eine Uebersetzung aus dem Französischen, publicirt haben.

*) Eine Abschrift des Originalconeeptes derPrivilegia und Freyheiten für die Neue Seiden-Compagnia, 22. Febr. 1666 befindet sich im Archiv des k. k. Technologischen Gewerbe-Museums.