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Zalilungsstatt 1000 Paar Strümpfe, die später wegen Mangelhaftigkeit nur mit Verlust abzusetzen waren.

Noch ein anderer Versuch missglückte.

Becher hatte einen Seidenbandmacher aus Kaufbeuern em­pfohlen. Sinzendorf liess ihn nebst drei Gehilfen auf sein Gut nach Traismauer kommen und ihm die nöthigen Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Es zeigte sich jedoch bald der Uebelstand, dass ihm das Seidengarn der Seidencompagnie viel höher als in Augsburg zu stehen kam, und so musste Sinzendorf den Mann ziehen lassen, welcher früher jahrelang sein Hauswesen durch seine Arbeit hatte erhalten können.

Der Präsidenthatte das Interesse der Kaufleute dem des Staates vorgezogen, ihnen ein ausschliessliches Privilegium verschafft; das rächte sich nun an ihm selbst. Er hatte mit der Compagnie als Theilnehmer nichts gegen hohe Seidenpreise einzuwenden gehabt, jetzt erfuhr er zu seinem Schaden, dass der erbländische Fabrikant bei solchen Umständen mit den importirten Waaren nicht concurriren könne. Vieles zeugte gegen ihn, so dass er sich nach einer Dienst­zeit von 24 Jahren einer Untersuchung unterziehen musste. Dieser Untersuchung, beziehungsweise der Reform des Hofkammerwesens, war das Commercien-Collegium zum Opfer gefallen,in seinem Blute erstickt, wie Becher sagte. Handel und Gewerbe hatten durch die Auflösung dieser Behörde nicht viel verloren, es traf jedoch die Be­fürchtung ein, welche Becher schon im Jahre 1666 ausgesprochen hatte, nämlich dass man dieprivilegia rumpire. Auch das Privi­legium der Seidencompagnie wurde cassirt. Die Compagnie hatte dieses baldige Ende hauptsächlich ihrer sonderbaren Geschäftsgebahrung und der schlechten Beschaffenheit des von ihr gelieferten Seidengarnes zuzuschreiben.

Noch im Jahre 1671 hatte Becher mit dem Bischof Kollonitz von Wr.-Neustadt ein schriftliches Uebereinkomrnen zur Gründung eines Werkhauses getroffen, wo arme Leute in Gewerben auch in der Seidenbandmacherei unterrichtet werden sollten. Aehnliches beabsichtigte er auch in Wien; aber in beiden Fällen wurde er miss­verstanden; denn nicht um Zwangsarbeits-Anstalten war ihm zu thun, seine Idee gipfelte in dem Bestreben, ein Kunst- und Manufacturhaus für Gewerbe, Technologie, Maschinenwesen und Chemie als Staatsfabrik und Lehrwerkstätte zu errichten. Mit dem Grafen Albrecht Sinzen-

D Vergleiche Dr. Kar sc hui in.