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Schaden litten; dahero zu beordnen befunden, dass führohin keine neue Fabrik in dero gesummten Erblanden ohne allerhöchst gedachte Ihrer Majestät Bewilligung, welche durch die Behörde anzusuchen, errichtet werden solle.

Am 22. März 1773 erschien eine Verordnung des Bürgermeister­amtsverwalters Leop. Franz Grub er in Wien für die hiesigen bürger­lichen Dünntüchelmachermeister, wovon eine Abschrift im Archiv des Technologischen Gewerbe-Museums sich befindet.

Zuvörderst wird darin auf die Beobachtung der kirchlichen Cere- monien, insbesonders auf die Abhaltung und Beiwohnung der heiligen Quatembermessen grosser Werth gelegt.

Als eine weitere erbauliche Andacht galt schon dazumal die jährlich abgehaltene Procession nach Maria-Enzersdorf, wobei sieh die Seidenzeugmacher sammt ihren Frauen und Arbeitern zahlreich betheiligten, und diese Wallfahrten im Laufe der Zeit ihr hundert­jähriges Jubiläum überschritten.

Die Betheiligung nahm später zusehends ab ; bis endlich laut Gremialbeschluss vom 18. Juni 1868 die Bittgänge nach Maria-Enzers­dorf und Atzgersdorf eingestellt wurden.

Noch sei hier bemerkt, dass die Innung der Düimtuchmacher mit jener der Seidenzeug- und Sammtmacher im Jahre 1778 vereinigt worden ist.

Wir wollen nun die Entstehung und Entwicklung einiger Seiden­fabriken in Betracht ziehen.

Ein Schweizer, Marcus v. Kähnel x ) kam 1763 über Aufforde­rung Maria Theresias mit 22 Arbeitern nach Wien und errichtete zu Penzing eine Bandfabrik. Die Bänder wurden bis zu jener Zeit auf Handstühlen erzeugt, und werden bereits im Jahre 1758 Stefan Leininger, Leop. Schmidt und Andere genannt, welche sich mit diesem Industriezweige beschäftigten. Die Bandmacherei war zu jener Zeit freies Gewerbe. Zur Zeit der Berufung der ausländischen Meister hingegen musste um die Verleihung des Gewerbes bittlich einge­schritten werden, worauf die Ausübung unter den oft wunderlichsten Vorbehalten, wie wir später noch sehen werden, gestattet wurde. Vom Beginne des XIX. Jahrhunderts an entfielen jene Unregelmässig-

DBeiträge zur Geschichte» der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des XVIII. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, red. von Prof. Dr. Wilhelm Exner.