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Obschon die Bandmacherey eine freye Beschäftigung- sey, so wurde doch dem Bandmachergesellen Joh. Kram sali auf sein be­sonderes Ansuchen, ein fabriksmässiges Befugniss zur Verfertigung der Sammt- und Seidenbänder auf Hand- und Maschinstühlen mit den nöthigen Gehiilfen. ertheilet.

Ex Cons. Mag. Vien, den 28. März 1811.

Jacob Harpke erhielt am 6. Juni 1811 die Bewilligung, au vier Stühlen Bänder erzeugen zu dürfen, am 12. März 1812 das Bürgerrecht, die von ihm begründete Fabrik ist von Sohn auf Enkel übergegangen und besteht auch heute noch.

Gleiche Bescheide wurden noch ein paar Bittstellern ertheilt.

Hierauf folgte wieder eine ganz entgegengesetzte Erledigung eines Bittgesuches des Bandmachergesellen Friedr. Ha 11 wachs:

Nachdem die Verfertigung der Bänder als eine freye Beschäfti­gung erklärt worden ist, so bedarf Bittsteller hiezu gar keines Be- fugnisses.

Wien, den 19. Octbr. 1811 Stanischeg m. p.

Aus den bisherigen Oitaten (noch mehrere andere Befugniss- verleihungen befinden sich abschriftlich im k. k. Technologischen Gewerbe-Museum) ist eine auffällige Ungleichheit in der Behandlung der Gesuchsweiber ersichtlich und haben wir einige derselben hier so ausführlich wiedergegeben, um das Bevormundungssystem derguten alten Zeit drastisch zu illustriren.

Wie sehr die Gewerbebehörde bemüht war, auch rücksichtlich der Arbeitsleute Ordnung zu schaffen, ist aus dem nachstehenden Erlass an den Ausschuss der privilegirten Sammtbandfabrikanten vom Jahre 1804 ersichtlich, welcher also lautet:

Ungeachtet der bestehenden hohen Verordnung, welche den Gesellen und Arbeitsleuten das sogenannte blaue Montag machen verbietet, lassen sich doch die Gesellen und Arbeitsleute beigehen, an Montagen früher als an anderen Werktagen die Fabriken und Werkstätten ihrer Arbeitsgeber zu verlassen. *)

x ) X. Tedesehi, Mitglied der k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft iu Steier­mark, sagt in seinenBelehrenden Unterhaltungen aus dem Gebiete der Geschichte etc. Prag 1825, dass einer der bedeutendsten Missbrauche der blaue Montag war.

Seine Entstehung fällt in das XVI. Jahrhundert. Damals wurden die meisten deutschen Kirchen in den Fasten blau ausgeschmückt, und um eben diese Zeit