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reich unter der Enns, zumal in Wien am stärksten betrieben wird. Es gibt hier mehrere grössere privilegirte Seiden- und Floretband- fabrikanten nebst vielen befugten Fabrikanten und Bandmachern, die alle zusammen, was die Gattung der Arbeit anbelangt, unter die Hauptabtheilung der Posamentirer gehören. Eine wahre, bestimmte Grenzlinie in Gewerbsbeziehung besteht nicht zwischen den Posa- mentirern im engeren Sinne und den Bandmachern; nur dürfen die letzteren nicht zugleich Borten wirken. Eine der angesehensten und ältesten Bandfabriken der Monarchie in currenten Artikeln ist die zu Penzing nächst Wien bestehende k. k. erbh priv. Schweizer Bandfabrik von Thaddäus Bergers Söhnen, welche, wie schon bereits bemerkt, im Jahre 1763 (Keess sagt 1764) von dem Schweizer Kähnel unter dem Schutze Maria Theresias gegründet worden war. Da jedoch damals das Prohibitivsystem noch nicht angenommen war, so drohte ihr nach einigen Jahren schon die gänzliche Auflösung, weshalb gegen Ende des Jahres 1769 Franz Mich. Weigl in Gesellschaft mit seinem Neffen Franz Edlen von Weigl unter der Firma Weigl & Co. zur Ueber- nahme aufgefordert wurde. Nach dem Tode des Ersteren und dem Austritte des Letzteren im Jahre 1776 übernahm die Fabrik Thaddäus Berger, durch dessen ausharrende Thätigkeit und fortwährendes Streben nach vorzüglichster Vollkommenheit der Fabricate dieselbe zu einer solchen Ausdehnung gedieh, dass sie im Jahre 1793 schon 171 Stühle mit 684 Menschen beschäftigte. In Gesellschaft seiner Söhne und seines Stiefsohnes Joseph Weigl, die er nach und nach inter- essirte, führte er die Fabrik bis zum Jahre 1807 fort, wo er mit Tod abging. Von dieser Zeit an, wo dieselbe aus 76 Mühlstühlen mit einem Arbeitspersonale von 305 Köpfen bestand, wurde sie von seinen Söhnen Thaddäus Edlen von Berger, Josef Weigl und Fr. Berger übernommen und fortbetrieben.

Aller Thätigkeit ungeachtet musste wegen der eingetretenen politischen Verhältnisse die Zahl der arbeitenden Stühle vermindert werden. Diese Fabrik war die erste im Inlande, welche sowohl halb- (d. i. Floret-) als ganzseidene Bänder nachSchweizer Art auf Mühlstühlen verfertigte, und nach vielen kostspieligen Versuchen auch die Fabrication fa^onirter Bänder auf die Mühlstühle übertrug. Sie kann als die Mutter aller grösseren und kleineren Etablissements dieser Art, die nach der Hand entstanden sind, betrachtet werden und behauptet rücksichtlich der Qualität und des unverkürzten Ellen- masses ihrer Erzeugnisse noch immer einen vorzüglichen Bang. Ueber-