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Fabrikate durch unzweckmässige Behandlung in der Appretur arg geschädigt wurden.

Die Bandfabrikanten vereinigten sich daher im Jahre 1846, durch Subscription einen Fonds zusammen zu bringen, wodurch ein Betrag von 1400 fl. C.-M. erzielt wurde, welchen sie als Preis für die Einführung- einer vollkommenen Seidenbandappretur im Inlande zu verwenden wünschten. Gleichzeitig schrieb der Niederösterreichische Gewerbe­verein, an den man sich diesfalls gewendet, seine grosse goldene Medaille aus; aber Alles ohne Erfolg.

Nicht minder beklagten sich auch (was wir gleich hier ein- fliessen lassen) die Seidenzeugfabrikanten über den mangelhaften Zu­stand der Wiener Appretur mit dem dringenden Wunsche, von dem althergebrachten, bequemen Arbeitsverfahren abzusehen, da die Seiden- zeugfabrikanten, durch Concurrenz gedrängt, auf eine vollkommenere Appretur unausweichlich angewiesen waren. Der Niederösterreichische Gewerbeverein schrieb über Anregung einiger Seidenzeugfabrikanten im Jahre 1856 einen Preisconcurs zur Förderung der Seidenzeug­appretur aus, welcher zwar nur ein theilweise befriedigendes Resultat ergab, jedoch späterhin durch die gegebene Anregung nützlich wirkte.

In späteren Jahren änderte sich freilich dieses freundliche Bild ; veränderte Handelspolitik und die fortwährende Ausgestaltung des Ver­kehrswesens brachte die, mittlerweile auf die Grossfabrication über­gegangenen westlichen Industriestaaten in unmittelbare Concurrenz mit uns. Laute Klagen über den Niedergang des Industriezweiges er­hoben sich und ist dem grössten Theile derselben leider nicht die Berechtigung abzuerkennen. Gleichzeitig vollzog sich ein System- Wechsel, der Uebergang von dem Gewerbe der Kleinindustrie zur Gross­industrie. Dieser Wechsel bedingte auch die Verlegung der Erzeugungs­stätten nach Gegenden, wo zahlreiche und billigere Arbeitskräfte zur Verfügung standen, als dies in Wien der Fall sein kann. Hand in Hand mit jener Umgestaltung ging auch die Einführung des mechanischen Betriebes in den neu errichteten Fabriken, welche von dem Bemühen der Fabrikanten, den neu geschaffenen Verhältnissen Rechnung zu tragen, Zeugniss gibt.

Um bezüglich des Geschäftsbetriebes in der neueren Zeit eine Uebersicht zu gewinnen, geben wir einige Daten aus dem Berichte der Wiener Handels- und Gewerbekammer, welcher die Jahrgänge 18531856 zusammenfasst und in denen der erwähnte Umgestaltungs- process begann. Bei sämmtlichen (16) landesbefugten Bandfabrikanten

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