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Als sehr bedeutungsvoll verdient die Errichtung der grossartigen Eilanda mit 100 Oefen zu Lizzanella durch Josef Bettini, 1816, hervorgehoben zu werden, in welcher die grössten Verbesserungen in der Kunst des Filirens eingeführt worden sind.

Ueber die ausserordentlich verbesserten Systeme des Abhaspelns der Seide, über Motoren hiefür, statistische Daten über sonstige fort­schrittliche Entwicklung etc. besitzen wir wichtige und interessante Aufschreibungen, deren Drucklegung wegen zu grosser Ausdehnung unserer Darstellung nicht zulässig war; die bezüglichen Mauuscripte erliegen im k. k. Technologischen Gewerbe-Museum zur beliebigen Einsicht.

"Wir können uns nicht versagen, am Schlüsse dieses Capitels eine Tabelle aus dem Jahre 1877 anzufügen, welche eine Ueber- sicht von 101 Filanden aus 20 Bezirken Süd-Tirols bietet, und nicht nur wegen der ansehnlichen Zahl von Filanden und Arbeitskräften, sondern auch deshalb für uns interessant ist, weil bereits ein grosses Uebergewicht der durch Dampf erhitzten Bassins, gegenüber der schon veralteten Methode directer E'euerung, constatirt werden kann. Es ergibt sich auch daraus, dass zu der damaligen Zeit 15'42579 Kilo­gramm im Durchschnitt frische Cocons (mit Einschluss der Doppel- cocons) erforderlich waren, um 1 Kilogramm Seide zu erhalten. Diese geringe Bendita lässt sich aus dem Umstande erklären, dass fast alle abgehaspelten Cocons der grünen (im Lande selbst reproducirten) Japan-Race entstammten und nur ein geringer Theil aus heimischen gelben und weissen Cocons bestand.

Die endlich gelungene Sanirung der Seidenproduction mit Hilfe der Zellengrainirung brachte eine erfreuliche Steigerung der Production zustande; so ersehen wir aus der später vorkommenden Tabelle Kr. 1 der Rohseidenerzeugung des Jahres 1885 ein Ergebniss von Rohseide mit 121.300 Kilogramm im Werthe von 2,552.600 fi.

Im Anschlüsse an die im I. Theile geschilderten Urzustände uud nachherige Entwicklung der Seidenindustrie in Görz 1 ) müssen wir rühmend die munificente Einflussnahme der grossen Kaiserin Maria Theresia hervorheben, welche es verstand, mit organisatorischem Geiste die schädliche und nutzlose Commercial-Oberbehörde zu unter­drücken und durch andere Mittel, insbesondere durch Verleihung von goldenen Medaillen und Adelstiteln, auf die Vermehrung schon be-

b Eugenio Pavani: Cenni storici, 1890.