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Hierait ist jedoch die Reihe der von Wien ausgegangenen Ver­besserungen der Jacquardmaschine nicht abgeschlossen, und gerade der Uebergang der Weberei vom Handbetrieb auf den mechanischen Betrieb gab unseren Constructeuren Gelegenheit zur Bethätigung einer anerke nnenswerthen Geschicklichkeit.

Es sei auch hier ein verbesserter Schweifrahmen (Zettelmaschine) erwähnt, welcher in den Fünfzigerjahren durch Theodor Horn­bostel aus Lyon hieher gebracht worden war und bei welchem der alte Haspel mit 6 Speichen durch einen solchen mit 12 Speichen ersetzt wurde, die um kreisrunde Reifen montirt sind. Diese Reifen wurden Anfangs in Eisen, später durch den Tischlermeister Schüler in gebogenem Holze hergestellt; das Ganze functionirte weit ruhiger und gleichmässiger als die alte Oonstruction.

Aber auch diese Zettelmaschine ist schon seit einigen Jahren durch die mit motorischer Kraft bewegten Zettelmaschinen weit über­troffen, welche den Vortheil gewähren, die Kettenfaden während des Zettelns bequem putzen zu können, eine Procedur, welche bei der Kraft Weberei unerlässlich ist. Nach diesem System kann man Ketten bis 300500 Meter zustande bringen.

Es gibt aber schon wieder neuere grosse französische Zettel­haspel mit 5 Meter Umfang, die eine Kettenlänge bis zu 1000 Meter gestatten.

Es würde zu weit führen auch die verschiedenen Systeme von Kraftstühlen, welche bereits in unseren Fabriken in Verwendung sind, hier besprechen zu wollen; doch soll diesfalls mindestens auf ein sehr empfehlenswerthes Werk österreichischen Ursprungs hingewiesen sein:Der mechanische Seidenwebstuhl in Bezug auf Bau, Vorrichtung und Arbeitsweise, von Franz Reh, Maschinen-Ingenieur, Lehrer für mechanische Technologie an der Lehranstalt für Textil-Industrie in Wien. (1891).

Noch wollen wir der k. k. priv. Weber-Karnmfabrik von A. Bearzi gedenken, welche durch vorzügliche maschinelle Einrichtung in der Lage war, der Industrie bestens dienen zu können.

Auf dem Gebiete derRohseidenindnstrie kann eine epochemachende Erfindung für Oesterreich reclamirt werden, die der Messung und Titrirung der Seide. Im Jahre 1834 stellte sich D. A. Stoffella dalla croce in Roveredo die Aufgabe, die Seide nach Art der Garne in bestimmten Längen und Nummern in Handel zu bringen, doch erst 1840 konnte er zur Ausführung dieser Idee schreiten, mit